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Olympia
Silber für eine Krankheit
Piotr Malachowski spendete seine Medaille
Von Klaus Huhn
|   Ausgabe vom 2. September 2016
Malachowski lässt seine Medaille nicht auf dem Kaminsims verstauben
( Flickr images/CC-BY-SA-2.0)
Ich habe über 17 Olympische Spiele berichtet und möglicherweise ist mir irgendwann eine solche Nachricht entgangen, aber dafür würde ich mich bei allen Lesern entschuldigen! Ich weiß, dass Malachowski schon Welt- und Europameister war und sicher einen Stapel Medaillen zu Hause liegen hat und trotzdem hielt ich diese Zeilen für schlagzeilenpflichtig.
Erinnern sie sich noch, was über die Olympischen Spiele in Rio des Janeiro alles geschrieben worden war? Ich habe die Worte nicht gezählt und würde sie auch nicht zählen können – es waren zu viele! Ich erinnere zum Beispiel daran: Auf der Segelregattastrecke trieben angeblich Berge von Plastiktüten, die die teuren Segelboote in Gefahr zu bringen drohten, Toiletten im Olympischen Dorf sollen verstopft gewesen sein, die ursprünglich zweigleisig geplante U-Bahnstrecke in die Stadien fuhr streckenweise nur eingleisig und die Olympiabesucher mussten also umsteigen, auf den Tribünen sollen Plätze leer geblieben sein. Mithin: Diese Olympischen Spiele sollen nicht gelungen gewesen sein! Behaupteten jedenfalls rund um die Welt die Medien, verkündeten die Fernsehkommentatoren. Und nun kam ein polnischer Diskuswerfer des Weges und versteigerte seine Silbermedaille, um die Augenoperation eines Kindes zu sichern. Der Ertrag ward nicht verkündet, was den Schluss zuließ, dass er die Unkosten deckte.
Das trieb mich zu der Frage, wie viel eine Olympische Silbermedaille wohl wert sein mag? Eine verbindliche Tabelle war verständlicherweise nirgends zu finden. In der Bundesrepublik soll ein Goldmedaillengewinner 20 000 Euro ausgezahlt bekommen haben und zwar von einer verbindlichen – ich meine staatlichen – Kasse. Wir wissen nicht, was die Augenoperation gekostet hat, und selbst wenn wir es wüssten, ließe sich keine Tabelle daraus ableiten. Hinzu kämen die Sponsorengelder, die von denen gezahlt werden, die durch Malachowskis Silber ihre Werbung steigern konnten, und solche Summen sind erst recht unberechenbar.
Das Internationale Olympische Komitee verleiht sehr selten eine „Pierre-de-Coubertin-Medaille“. Wenn ich in diesem Komitee etwas zu sagen hätte, wäre ich auf die Idee gekommen, sie feierlich Malachowski zu überreichen. Nicht wegen seiner Silbermedaille, sondern wegen seiner Idee. Auf die der 22-fache Goldmedaillengewinner, der USA-Schwimmer Phelps, nicht gekommen war. Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit, weil die Verhandlungen mit den Sponsoren zu viel Zeit kosteten.
Quellenangabe:
http://www.unsere-zeit.de/de/4835/vermischtes/3449, abgerufen am 17.Feb. 2019