Rote Zone: Prendiamoci la città

Datum/Zeit
Date(s) - 22.09.2022
20:00 - 22:00

Veranstaltungsort
UJZ Korn
Kornstr. 28-32, Hannover

Kategorien


Wer das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen gegen geflüchtete Rom_nja-Familien und vietnamesische Vertragsarbeiter_innen verstehen will, muss sich mit institutionalisiertem Rassismus als entscheidenden Faktor bei der Entstehung dieses Pogroms auseinandersetzen. Damit sind zum einen rassifizierende wie diskriminierende Diskurse und Praktiken nicht zuletzt in Politik, Verwaltung und Medien im Umgang mit Flucht, Migration und Menschen of Color im wiedervereinten Deutschland in den frühen 1990er Jahren gemeint. Das Zusammenwirken dieser Institutionen erzeugte ein gesellschaftliches Klima, in dem rassistische Angriffe und Morde in breiten Bevölkerungskreisen beklatscht wurden.
Institutionalisierter Rassismus spielt im damaligen wie heutigem Umgang mit diesem Pogrom eine fundamentale Rolle. So stellt sich die Frage, warum ausgerechnet in diesem Fall nicht nur die politische, sondern auch die juristische Aufarbeitung im Nachgang gescheitert sind. Trotz der überragenden gesellschaftlichen und kulturpolitischen Bedeutung dieses Ereignisses fanden die wissenschaftliche Analyse und erinnerungspolitische Auseinandersetzung zunächst nicht wirklich statt. Auch nach ihrem zögerlichen Einsetzen verlief dieser Prozess schleppend und unbefriedigend, so dass nach unterschiedlichen Motiven und Interessen der beteiligten Akteur*innen bei der Aufarbeitung gefragt werden muss. Die Ereignisse vom 22. bis 26. August 1992 in Rostock-Lichtenhagen werden in der Regel nach wie vor in den Medien als Ausschreitungen und Übergriffe bezeichnet und sind als sogenannte Krawalle in Erinnerung geblieben. Diese sprachlichen und erinnerungspolitischen Euphemismen zeigen, dass das Pogrom in der weißen deutschen Mainstreamgesellschaft bis heute nicht wirklich verstanden und verarbeitet wurde.
Referent: Dr. Kien Nghi Ha, promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler, forscht zu Asian German Studies an der Eberhard Karls Universität Tübingen.

Eine Veranstaltung der Interventionistischen Linken Hannover.


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