Seit 1981 organisieren Frauenbündnisse weltweit jedes Jahr zum 25. November Kundgebungen und Demos gegen Gewalt an Frauen. Diese Gewalt hat viele Gesichter: von häuslicher Gewalt über sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Beschneidung von Frauen bis hin zu Femiziden – der Ermordung von Frauen, weil sie Frauen sind. Femizide sind die tödliche Zuspitzung patriarchaler Gewalt. So findet mittlerweile in Deutschland fast jeden Tag ein Femizid statt. Alle zwei Tage tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. In Europa wurde jede dritte Frau irgendwann in ihrem Leben Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt. Die Folge ist, dass 90 Prozent der jungen Frauen starke bis extreme Angst haben, wenn sie nachts unbekannten Männern begegnen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benennt Gewalt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen. Neben körperlicher und sexueller Gewalt haben auch psychische und emotionale Gewalt gravierende Folgen. Viele Frauen, die Gewalt erleben, haben danach Schwierigkeiten, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Sie leiden unter Depressionen, vereinsamen und verarmen – emotional und materiell.
Weltweit ist die Form der sogenannten häuslichen Gewalt gegen Frauen am meisten verbreitet – also zwischen Personen, die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Im Jahr 2024 haben über 180.000 Frauen häusliche Gewalt erlebt – das sind allerdings nur die offiziell registrierten Gewalttaten. Die meisten Opfer wenden sich nicht an die Polizei. Es gibt also eine sehr hohe Dunkelziffer.
Auch der massive Sozialabbau, prekäre Jobs, Niedriglöhne und Teilzeit verschlechtern die Lage der Frauen und lassen die Gewalterfahrungen ansteigen. Viele werden von ihrem Partner in finanzielle Abhängigkeiten getrieben. Das erhöht das Risiko, in gewaltvollen Beziehungen gefangen zu bleiben. Schon jetzt gibt es für Betroffene patriarchaler Gewalt viel zu wenig Schutz und Hilfe: Bundesweit fehlen über 14.000 Frauenhausplätze. Aktuell gibt es in Deutschland gerade einmal 7.000 Plätze in ungefähr 400 Frauenhäusern. Die Mehrheit der Schutz suchenden Frauen können keinen unmittelbaren Schutz in einem Frauenhaus finden. Das Gewalthilfegesetz wurde zwar verabschiedet, doch es ist ein Flickenteppich voller Lücken und Ausnahmen.
Im Aufruf für die diesjährige Demonstration am 25. November schreibt das Stuttgarter Aktionsbündnis 8. März: „Das Geld, das im sozialen Bereich gespart wird, fließt stattdessen in Militarisierung und Kriege weltweit und verursacht so noch mehr Gewalt und Leid. Auch die Rechtsentwicklung trägt dazu bei, dass sich die Situation immer weiter verschärft. Kollektiv erkämpfte Errungenschaften werden Ziel antifeministischer, queerfeindlicher und rassistischer Angriffe. (…) Patriarchale Gewalt ist keine Frage der Herkunft. Umso wütender macht uns, dass dieses falsche Narrativ dazu genutzt wird, rassistische Spaltung zu betreiben und die deutsche Abschottungs- und Abschiebepolitik zu legitimieren. Mit dieser rassistischen Hetze wird von der wahren Ursache der Gewalt abgelenkt: dem patriarchalen und kapitalistischen System (…) Am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, wollen wir alldem auf der Straße Ausdruck verleihen. Wir sind laut: gegen Femizide, gegen patriarchale Gewalt, gegen Sozialabbau, Militarisierung und Rechtsruck – für ein freies und selbstbestimmtes Leben.“



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