Aufgegebene Großbaustelle in Landau: Stadt soll einspringen

Gescheiterte Spekulation

Rote Rebe

Vor Kurzem ist die neue Ausgabe von „Rote Rebe – Die linke Flugschrift für die Südpfalz“ erschienen. Die Kleinzeitung der DKP Südpfalz widmet sich unter anderem dem antimilitaristischen Aktionstag in Mainz und der Fernwärmeversorgung in Landau. Wir dokumentieren an dieser Stelle den redaktionell leicht bearbeiteten Beitrag über eine Spekulationsruine in Landau.

Unsere Stadt, dies soll den Bürgerinnen und Bürgern vermittelt werden, sei die Stadt des Weines, der Kultur und der Lebensfreude. Universitätsstadt, Gartenstadt und Festungsstadt. Besonders Letzteres denken manche MilitaristInnen im Geiste immer gerne mit.

Doch weit gefehlt: Diese Stadt ist vielmehr gekennzeichnet von Wohnungsnot, Leerständen, Immobilienspekulationen, Bauruinen sowie leeren Baugruben, wie im Falle „Stadttor“ gegenüber dem Hauptbahnhof.

Halten wir bei Letzterem kurz inne zur Erinnerung. Der groß gefeierte Investor Ehret+Klein startete mit großen Vorschusslorbeeren und umso größeren Bauideen, die am Ende scheiterten. Wohnungen sollten entstehen, ein Supermarkt, ein Treffpunkt für Bürger und Touristen – was blieb, war eine geplatzte Immobilienspekulationsblase. Das war jedoch schon lange absehbar.

Ausgerüstet mit 20 Millionen Euro – geliehen von Norddeutschen Pharmazeuten – hatten es sich die Herren im Aufsichtsrat im Jahr 2021 gemütlich gemacht und auf eine hohe Rendite gesetzt. Bereits im Sommer 2024 pfiffen es die Spatzen von den Dächern: Die Nummer ist für Ehret+Klein zu groß. Es mangelte an Geld, was die Firmengründer dazu bewog, sich aus Landau zu verabschieden. Nicht nur aus Landau, nein, wer denkt denn, das wäre alles: Landsberg, Worms, München – überall kriselte es bei ihren Immobiliengeschäften. Ehret+Klein machte einiges einfach platt, zuallererst das Projekt in Landau.

Merkwürdig nur, dass der gesamte Stadtvorstand bis zum Ende von sehr positiv verlaufenden Gesprächen mit Ehret+Klein sprach und schrieb, obwohl bereits die ökonomische Ultra-Potenz seiner Mittelstandsvereinigung dem Oberbürgermeister gesagt haben müsste, dass das schief gehen wird. Man konnte alles bereits vor Monaten in einschlägigen Immobilien-Fachblättern nachlesen, trotzdem blieb man bei Darstellungen, von denen der Stadtvorstand hätte wissen können, dass sie im Untergang enden. Für kurze Zeit musste sogar ein angebliches Problem mit der Fassade für die Verzögerung des Baus herhalten.

Nun ist es soweit, Ehret+Klein sagt also ade und die Sparkasse Südpfalz soll es richten. Der noble Retter in der Not? Zunächst bleibt nüchtern festzustellen: Die geplanten Wohnungen kommen nicht. Noch dazu muss die Stadt das Sparkassengebäude in der Ostbahnstraße kaufen, weil der noble Retter ja ein Wirtschaftsunternehmen ist und Rendite erwirtschaften muss, für die die Stadt aufkommt. Alles in Zeiten einer drohenden Haushaltssperre.

Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) lockt jetzt wieder mal mit großspurigen Ankündigungen, er erzählt von Projekten in der Cornichon-Straße, deren Realisierung aber erst recht in den Sternen steht.

Als Vorreiter des Retters trat der Vize-Chef der Sparkasse Südpfalz auf, ein Herr Benjamin Hirsch. Hat man hier eventuell den neuen OB-Kandidaten der CDU kennengelernt? Vorbelastet wäre er schon. Es gab ja schon mal einen Platzhirsch in der Stadt. Den hatte die Aussicht auf ein besseres Gehalt der Kommunalpolitik in Landau aber vorzeitig den Rücken kehren lassen. Thomas Hirsch wurde zum Verbandsvorsteher und Präsidenten des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz.

Der Dilettantismus der bürgerlichen Politiker unserer Stadt geschieht in Zeiten der Wohnungsnot, leerstehender Bauruinen und nicht beginnen wollender Projekte. Die Menschen leiden darunter: Familien, Alleinerziehende, Geringverdienende.

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"Gescheiterte Spekulation", UZ vom 31. Oktober 2025



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