Nicht mehr zeitgemäß?

Der Beitrag zum Bauernkriegspanorama „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von Werner Tübke enthält über die detaillierte Beschreibung des Bildwerkes und seine symbolischen Bezüge hinaus dankenswerterweise auch die Feststellungen, dass dieses Rundbild als „eines der bedeutendsten Werke moderner Monumentalkunst“ gilt und dass wir damit ein „Meisterwerk der modernen Kunst“ betrachten. Es kann dafür gelten, obwohl oder gerade weil es auf die beschriebene realistische, bis ins Detail ausgearbeitete Ausführung die historische Begebenheit der Erhebung der Entrechteten und auch die geistig-kulturellen Strömungen der Zeit erfasst und in Szene zu setzen vermag. Eine solche konkrete, die Wirklichkeit widerspiegelnde Darstellung wird von etlichen, die sich selbst als progressive große Künstler oder Kunstkenner sehen, als „nicht modern genug“ und nicht mehr zeitgemäß bekrittelt. Damit wird der Kunstcharakter überhaupt in Frage gestellt.

Luc Jochimsen hat im „Freitag“ unlängst daran erinnert, dass A. R. Penck anlässlich der Documenta 1977 über Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte und Werner Tübke das Urteil abgab, sie seien keine Maler, sondern „Arschlöcher“. Die Galerien von Markus Lüpertz und Gerhard Richter drohten mit einem Boykott der Kasseler Ausstellung, sollten diese „Staatskünstler“ der DDR daran teilnehmen. Es kam dann doch dazu; aber Vernunft und Qualität setzen sich bekanntlich nicht immer durch. Das Argument, dass sich in der DDR beziehungsweise in der Unfreiheit des „kommunistischen Systems“ Kunst und Kreativität nicht hätten entfalten können, ist immer wieder zu vernehmen. Das korrespondiert dann eben auch mit der Ablehnung gegenständlich-realistischer Maltechniken. In anderen Bereichen der Kunst – nehmen wir das Theater – wird dementsprechend die Darstellungsweise als „museal“ abgetan, weil man auf Verständlichkeit und verbindliche Information bezüglich des wiedergegebenen Sachverhalts nicht unbedingt Wert legt.