Rekordzahl an Kampfjet-Einsätzen

Kampfflugzeuge der NATO haben 2016 so viele Alarmstarts durchgeführt wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Von europäischen NATO-Militärbasen aus seien im vergangenen Jahr rund 780 Einsätze „zur Identifizierung und Überwachung russischer Flugzeuge“ geflogen worden, sagte ein Sprecher des zuständigen NATO-Stützpunktes in Ramstein. 2015 waren es lediglich 410 Einsätze.

Bei sogenannten Alarmstarts müssen die Piloten mit ihren Jagdflugzeugen innerhalb von wenigen Minuten in der Luft sein, um zum Beispiel durch Sichtkontakt festzustellen, ob z. B. von einem „verdächtigen“ Flugzeug eine Gefahr ausgeht. „Notfalls“ könnte dieses dann „mit Gewalt aufgehalten werden“.

Alarmstarts, die nichts mit russischen Flugzeugen zu tun haben, sind in Europa vergleichsweise selten. Von den insgesamt 870 Einsätzen im Vorjahr wurden lediglich rund 90 wegen Militärflugzeugen anderer Staaten oder nicht sofort identifizierbarer Passagier- oder Frachtmaschinen geflogen.

Die deutlich erhöhte Alarmstart-Zahl ist laut NATO vor allem darauf zurückzuführen, dass die türkische Luftwaffe ihre Einsätze seit 2016 vermehrt unter NATO-Kommando fliegt. Als Grund dafür gilt die drastische Verschlechterung der Sicherheitslage in der Region und vor allem das militärische Eingreifen Russlands in den Syrien-Konflikt.

„Leicht entspannt“ habe sich laut NATO hingegen die Lage in Osteuropa, wo auch die deutsche Bundeswehr regelmäßig an Einsätzen zur Überwachung russischer Flugzeuge beteiligt ist. Nach Angaben des Armeeministeriums in Litauen ging die Zahl der Alarmstarts im Baltikum von 160 im Jahr 2015 auf 110 im Jahr 2016 zurück.

Die NATO bezeichnet die verstärkte Luftraumüberwachung als „angemessene Reaktion“ auf eine angebliche „Angst östlicher Mitgliedsländer vor einem russischen Angriff“.

Flugsicherungsexperten weisen allerdings darauf hin, dass die russischen Manöver in der Regel völlig legal sind und nicht gegen internationale Regeln verstoßen. Sie betonen, dass auch Kampfflugzeuge der NATO zeitweise ohne Signalgeber fliegen.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher laden wir Sie ein, die UZ als Wochenzeitung oder in der digitalen Vollversion 6 Wochen kostenlos und unverbindlich zu testen. Sie können danach entscheiden, ob Sie die UZ abonnieren möchten.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Rekordzahl an Kampfjet-Einsätzen", UZ vom 28. April 2017



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Tasse.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit