Die bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften haben immer großen Wert darauf gelegt, vom „Nationalsozialismus“ zu sprechen, nicht vom deutschen Faschismus. Wer in der Bundesrepublik den Faschismus-Begriff benutzte, geriet schnell unter Verdacht, Marxist oder Kommunist zu sein. Doch seit rund zehn Jahren verwenden plötzlich diejenigen den Begriff, die ihn zuvor gemieden haben: Sie entdecken Faschismus bei der AfD, ebenso gilt Moskau oder die USA unter Trump als faschistisch.
Der Historiker Joachim Hösler wird sich in der Veranstaltung dieses Faschismus-Verständnisses annehmen und damit einhergehende Begriffe und Theorien erläutern. Er hinterfragt dabei, ob der aktuelle Faschismus-Diskurs einen Versuch darstellt, die tatsächlichen gesellschaftlichen Probleme und ihre Ursachen zu verdecken. Zur Diskussion steht die Frage, ob die epochale Krise – verursacht von einem Kapitalismus, der längst nur noch im Modus der permanenten Katastrophe existiert – durch den bürgerlichen „Faschismus-Hype“ und den damit verbundenen „Alarm-Antifaschismus“ nicht vielmehr verstellt wird.