Ungesund und gefährlich

Im Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien aus Union und SPD vereinbart, dass sie die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen wollen. Das Ziel ist eine Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit. Das Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeitsrecht (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung weist darauf hin, dass das geltende Gesetz bereits eine tägliche Arbeitszeit von bis zu zehn Stunden erlaubt. Das Vorhaben der Bundesregierung würde tägliche Höchstarbeitszeiten von über zwölf Stunden erlauben, so das HSI. Das könne zu einer Verschärfung gesundheitlicher Probleme bei den Beschäftigten beitragen. Zudem würde sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verschlechtern.

Dass der Erwerbs-Arbeitstag im Prinzip nach acht Stunden enden soll, sei kein Zufall, sondern Ergebnis wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Gesundheitsschutz, so das HSI. Die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit würde bedeuten, dass die Begrenzung der täglichen Arbeitszeit nur noch durch die Mindestruhezeiten und Ruhepausen stattfinde.

Arbeitsmedizinisch ist längst erwiesen, dass Arbeitszeiten von mehr als acht Stunden die Gesundheit gefährden. Langfristig kommt es häufiger zu stressbedingten Erkrankungen, sowohl zu psychischen Leiden wie vermehrtes Auftreten von Burnout-Symptomatik, physischen und psychischen Erschöpfungszuständen, als auch zu körperlichen Erkrankungen, etwa Schlaganfälle, Diabetes und erhöhtes Krebsrisiko.

Neben höheren Krankheitsrisiken zeigen arbeitsmedizinische Erkenntnisse auch negative Zusammenhänge zwischen langen werktäglichen Arbeitszeiten und dem Unfallgeschehen am Arbeitsplatz. Das Unfallrisiko steigt ab der achten Arbeitsstunde exponentiell an, so dass Arbeitszeiten über zehn Stunden täglich als hoch riskant eingestuft werden. Nach einer Arbeitszeit von zwölf Stunden ist die Unfallrate bei der Arbeit oder bei der anschließenden Fahrt nach Hause im Vergleich zu acht Stunden um das Zweifache erhöht.

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"Ungesund und gefährlich", UZ vom 13. Juni 2025



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