Am Morgen treffen wir auf pulsierendes Leben in Donezk. Die Stadt hieß übrigens von 1924 bis 1961 Stalino führte. In der Nähe des Monuments für die Helden der Sowjetunion des Großen Vaterländischen Krieges, im großen Park des Lenin Komsomol, treffen wir die Beauftragte für das Kindeswohl der Volksrepublik Donezk, Svetlana Malahai.

Sie zeigt uns eine Statue, die für die im Donbass-Krieg von 2014 bis 2022 getöteten Kinder errichtet wurde, und erklärt uns deren Symbolik. Über die vom Krieg betroffenen Kinder erfährt man sonst immer zu wenig. Wir bedanken uns, legen Blumen nieder und schreiten weiter durch den Park. Der Spaziergang durch diesen Park ist keine Selbstverständlichkeit. 2023 durfte dieser Park im Zentrum Donezks nicht betreten werden. Er war mit den kleinen, international geächteten Anti-Personen-Minen „Lepistok“ übersät, abgeschossen von der ukrainischen Armee. Die Kinder von Donezk sollten nicht im Park spielen dürfen. Heute ist er komplett gesäubert. Am Fuße des Monuments besuchen wir das Museum des Großen Vaterländischen Krieges, das inzwischen um einen kleinen Bereich über den aktuellen Krieg ergänzt wurde.
Durch den Berufsverkehr bahnen wir uns später den Weg aus der Stadt in Richtung Gorlowka. Eine der Waisenhaus-Schulen, die wir jedes Jahr besuchen, musste evakuiert werden. War es früher die ukrainische Artillerie, die Gorlowka zu schaffen machte, sind es nun in zunehmendem Maße Drohnen, mit denen die Stadt angegriffen wird. Eine andere, neu eröffnete Einrichtung wird uns gezeigt. Sie ist für Kinder, deren Eltern traumatisiert wurden oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, sich um sie zu kümmern. Die Anlage ist vorbildlich. Wir treffen einige Kinder, die uns herzlich empfangen. Der zweite Besuch gilt einer Einrichtung, die die Karawane regelmäßig besucht. Wir werden schon wie alte Bekannte empfangen. Stolz werden uns Neuigkeiten und Verbesserungen gezeigt. Die Kinder haben eine Choreographie einstudiert und geben uns eine Sondervorstellung. David Cacchione, Frontmann von Banda Bassotti, übergibt die von uns gesammelten Spenden. Alles wird ordentlich protokolliert. Die Mitarbeiterinnen begleiten uns zum Bus. Die Verabschiedung ist emotional und herzlich. Auch sie bekommen nicht immer solche Aufmerksamkeit entgegengebracht. Für uns ist klar: Sie machen einen tollen Job in schwierigen Zeiten.
Auf dem Weg zurück in unsere Unterkunft in Donezk fahren wir an einer Stelle in der Innenstadt vorbei, an der am 19. Juli zwei Raketen einschlugen. Die ukrainische Armee hatte wieder einmal ins Herz der Stadt geschossen. Dort befindet sich weit und breit keine militärische Einrichtung. Eine der US-Raketen vom Typ „Himars“ schlug auf dem Gelände eines Krankenhauses ein, die andere auf dem Gehweg vor einem Wohnhaus mit Ladenlokalen im Erdgeschoss. Wie durch ein Wunder gab es keine Toten oder Verletzte. Die materiellen Schäden sind allerdings erheblich. Der „Sinn“ solcher Attacken kann nur darin bestehen, die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Erreicht wird das Gegenteil. Die Menschen stehen gestärkt hinter ihrer Entscheidung, nach dem Maidan-Putsch in Kiew 2014 in Donezk eine Volksrepublik ausgerufen zu haben.
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