Gipfeltreffen in Katar bleibt ohne konkrete Ergebnisse

Arabische Fensterreden

Immer wieder ruft die Hamas die Regierungen der arabischen Staaten der Region dazu auf, etwas gegen den Genozid in Gaza zu unternehmen, bisher ohne Erfolg. Es gibt jede Menge Stellungnahmen und Erklärungen. Doch an politischen, diplomatischen oder wirtschaftlichen Maßnahmen aus der Region fehlte es lange Zeit. Zu sehr sind die arabischen Staaten in die westlichen militärischen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen eingebunden.

Politiker aus Jordanien, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) haben Israels Krieg in Gaza häufig kritisiert. Doch die Geschäftsbeziehungen mit Israel haben kaum Einbußen erlitten. Der Handel Ägyptens mit Israel war nach einem Jahr Krieg um 30 Prozent gestiegen, auch der Handel mit Marokko und Bahrain legte merklich zu. Das Handelsvolumen zwischen Israel und den VAE war 2024 mit etwa 3 Milliarden US-Dollar vermutlich höher als in der Zeit vor dem Krieg.

Saudi-Arabien setzt im Rahmen der „Vision 2030“, mit der das Königreich seine Wirtschaft diversifizieren will, nach wie vor auf massive Kapitalflüsse in die USA und Europa zur Stärkung von Technologie, Verteidigung und Infrastruktur. Und ausgerechnet Katar, das von Israel angegriffen wurde, beherbergt den größten Militärstützpunkt der USA im Nahen Osten, die Al Udeid Air Base.

Vor allem für Saudi-Arabien geht es nicht nur um wirtschaftliche und militärische Beziehungen. Im Vordergrund steht die Konkurrenz um die Vorherrschaft in der Region. Das zeigte sich schon im Jemen, wo es zu Kämpfen zwischen Hilfstruppen Saudi-Arabiens und der VAE um die Kontrolle im Süden des Landes kam. Und das, obwohl die VAE Teil des Militärbündnisses Saudi-Arabiens waren.

Der bisher größte Konkurrent ist der Iran mit seinen Verbündeten in der Region, von Hisbollah im Libanon bis zu den Ansar Allah im Jemen. Dazu gehört auch die Hamas, die aus den Moslembrüdern entstand und eine andere ideologische Richtung vertritt als der Iran.

Der Überfall Israels auf die Verhandlungsdelegation der Hamas in Katar ließ mit einem Schlag die Situation in einem neuen Licht erscheinen. Auch der Ausdruck „Groß-Israel“ gewann damit eine neue Bedeutung. Als Benjamin Netanjahu in einem Interview im August von „Groß-Israel“ sprach, hatte er vermutlich „nur“ die Kontrolle über Gaza, Teile von Syrien und des Libanon im Auge. Finanzminister Bezalel Smotrich dagegen hat größere Ziele: er sprach von Palästina, Teilen von Jordanien, dem Libanon, Syrien, Ägypten, dem Irak und Saudi-Arabien, deren Kontrolle Israel im Laufe der Zeit übernehmen würde.

Mit dem Anspruch auf „Groß-Israel“ und dem israelischen Angriff auf Katar stellt sich die Frage der Konkurrenz um die Kontrolle der Region ganz neu. Nicht mehr der Iran ist der Hauptkonkurrent – sondern der Wirtschafts- und Sicherheitspartner Israel.

Nach dem Angriff Israels auf Katar wurde ein außerordentliches Gipfeltreffen der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit einberufen. Die Ergebnisse wurden mit Skepsis erwartet. Zwei Tage lang stellten Regierungsvertreter die Einheit der islamischen und arabischen Staaten in den Vordergrund und diskutierten die militärische Zusammenarbeit der Golfstaaten. Sie verurteilten Israels Angriffe und zogen rote Linien. Doch: „Verurteilungen Israels stoppen die Bomben nicht“, erklärte Malaysias Ministerpräsident.

Am Ende zog der Generalsekretär des Golf-Kooperationsrates, Jasem Mohamed al-Budaiwi, das Fazit der Fensterreden: Es sei an der Zeit, dass der „strategische Partner der Golfstaaten“ – die USA – seinen Einfluss nutzt, um Israels Verhalten zu ändern.

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"Arabische Fensterreden", UZ vom 19. September 2025



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