Zu „Geschichtsschreibung von unten“, UZ vom 12. Dezember

Auf welcher Seite?

Rüdiger Deißler, Berlin

Howard Zinns „Geschichte des amerikanischen Volkes“ ist etwas Besonderes. Immer wieder nehme ich das Buch zur Hand und bin erschüttert über die Schlächtereien der Columbus, Cortés und Pizarro an den unschuldigen Ureinwohnern der beiden Amerika. Zinn schreibt über das, was wir in unserer Schule im Sauerland nicht gelernt haben beziehungsweise nahezu das Gegenteil des Gelernten. Meine Ausgabe von 2007 erschien im heute nicht mehr existenten Schwarzerfreitag-Verlag und ist die erste deutsche Ausgabe, übersetzt übrigens ebenfalls von Sonja Bonin. Besprochen wurde diese wichtige Neuerscheinung von Johannes Schulten in der Tageszeitung „junge Welt“ erst 2009. Die Auflage betrug bis dahin weltweit 1,5 Millionen, mittlerweile sind es 4 Millionen Exemplare. Nicht genug! Probleme mit dem seinerzeitigen deutschen Sprachempfinden vor knapp 20 Jahren habe ich beim Lesen überhaupt nicht. Das historisch schwierige Wort „Rasse“ ist mir trotzdem klarer vom Verständnis her, als der nun in der Neuausgabe des März-Verlags verwendete Begriff „Race“. Zum Schluss bleibt als lebenslange Handlungsanleitung für anständige Menschen festzuhalten, was der große Albert Camus so ausdrückt: „… nicht auf der Seite der Henker zu stehen.“

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Auf welcher Seite?", UZ vom 19. Dezember 2025



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Flagge.



    Spenden für DKP

    Das könnte Sie auch interessieren

    Unsere Zeit