In Europa und alles Teilen Deutschlands feierten Antifaschistinnen und Antifaschisten den 80. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai und des Sieges am 9. Mai. Die von der Bundesregierung in der BRD verordnete Ausgrenzung eines Teils der Befreier, nämlich der Russen und Belarussen, ließen sie nicht zu. Vielerorts wurde gemeinsam und würdig erinnert und den Befreiern für ihre Taten gedankt.
Die UZ-Redaktion erreichten zahlreiche Bilder, Videos und Reden von Ehrungen an sowjetischen Ehrenmalen aus Ost und West und von Aktionen für deren Sauberkeit und Instandhaltung. Wir bekamen Fotos von Demonstrationen und Manifestationen zum Beispiel des „Unsterblichen Regiments“ in Berlin und Hamburg und auch von beeindruckenden Saalveranstaltungen, zum Beispiel der DKP in Berlin und in Hagen. Auf dieser Seite können wir nur wenige Eindrücke wiedergeben, die aber einen klaren Willen zum Ausdruck bringen: „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg“!
Stellvertretend für die vielen Beiträge, die uns erreichten, dokumentieren wir an dieser Stelle einen Auszug der Rede von Ulrich Schneider, Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), die er am 8. Mai in Stuttgart hielt:
„Wir feiern alle Angehörigen der Anti-Hitler-Koalition. Wir erinnern an alle Einheiten der alliierten Streitkräfte, wobei wir nicht vergessen, dass die sowjetischen Truppen auf ihrem Weg von Stalingrad bis Berlin die höchsten Blutopfer für diese Befreiung erbringen mussten.
In einer Erklärung des ungarischen Präsidenten der FIR zum 8. und 9. Mai heißt es dazu: ‚Wir werden nicht zulassen, dass ihr Andenken aus politischen Erwägungen heute missachtet oder verdrängt wird. Wir protestieren gegen die Schändung und Beseitigung von Gedenkzeichen, gegen Regierungsanweisungen, Vertreter von Nachfolgestaaten der UdSSR von öffentlichen Gedenkveranstaltungen auszuschließen. Besonders empörend ist es, wenn solche Ausgrenzung von der Regierung des Staates kommt, der sich in seiner Rechtsstellung als Nachfolgestaat des faschistischen Deutschlands versteht. Wer glaubt, aus tagespolitischen Erwägungen zwischen ‚guten‘ und ‚bösen‘ Befreiern unterscheiden zu können, der missbraucht die Erinnerung an den Tag der Befreiung für Zielsetzungen, die das Andenken an die Befreier beschädigen.‘
Wie man sieht, ist selbst das Datum 8. Mai 1945 bis heute geschichtspolitisch umkämpft. Schon im September 2019 behauptete das europäische Parlament in einer Resolution, der 8. Mai 1945 sei keine Befreiung für die osteuropäischen Staaten gewesen. Folgerichtig gab es im Europäischen Parlament keine Gedenkveranstaltung. Der Deutsche Bundestag erklärte schon vor einigen Wochen, man werde keine Vertreter der Russischen Föderation oder aus Belarus zum Gedenken an das Kriegsende einladen. Das Land Berlin lud für die eigenen Feierlichkeiten überhaupt keine ausländischen Repräsentanten ein, so, als habe es die militärische Zerschlagung der Nazibarbarei durch die alliierten Streitkräfte gar nicht gegeben.
Dass solche Vorgaben selbst auf kommunaler Ebene auf Widerspruch stießen, konnte man dankenswerterweise beim Gedenken an die knapp 50.000 Toten auf den Seelower Höhen erleben, als der parteilose Bürgermeister und der stellvertretende Landrat von der CDU ganz selbstverständlich gemeinsam mit den Botschaftern der Russischen Föderation, Belarus und Kirgistan Kränze niederlegte – wer fehlte, war ein Vertreter der ukrainischen Botschaft und die Bundesregierung.“
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