Zu „Klimawandel und Klassenkampf“, UZ vom 18. Dezember 2020

Hinterfragen verboten?

Christel Buchinger, Medelsheim

Der Artikel fängt ja gut an: „Der Klimawandel ist als Faktum anzuerkennen …“, „Ein Leugnen dieser Fakten muss von Kommunisten als unwissenschaftlich und irrational gebrandmarkt werden …“ Da stellen sich mir die Haare im Nacken auf. Muss nicht alles immer kritisierbar bleiben, vor allem für Marxisten? Sind alle, die skeptisch gegenüber der Hypothese vom menschengemachten Klimawandel sind, Irrationalisten? Darf nicht mehr hinterfragt werden? Zum Beispiel warum die Temperaturwerte, die die Basis der Vergleiche darstellen, ausgerechnet 1880, zum Ende der kleinen Eiszeit also, liegen? Waren die Werte zum Ende der kleinen Eiszeit „normal“? Würde man dreißig Jahre später anfangen, wäre der Temperaturanstieg nur halb so hoch oder noch weniger. Darf nicht mehr kritisch darauf hingewiesen werden, dass der angegebene Temperaturanstieg nicht gemessen wurde, sondern über viele von Logarithmen verarbeitete Schritte ermittelt? Mit vielen Fehlerquellen und Manipulationsmöglichkeiten? Und solche wurden ja auch schon aufgedeckt. Darf man nicht mehr darauf hinweisen, dass die Diskussion um den Klimawandel quasi religiös gehandhabt wird? Wer „nicht anerkennt“, wer „leugnet“, ist ein Ketzer und wird exkommuniziert, „gebrandmarkt“ und kriegt keine Drittmittel mehr. Und eine kommunistische Partei beteiligt sich daran? Die Leugnung des Klimawandels liege ausschließlich im Interesse bestimmter Kapitalkräfte. Und was liegt im Interesse der anderen Kapitalkräfte? BlackRock will nicht mehr in klimafeindliche Unternehmen investieren! Kann man BlackRock trauen? Würden die Herrschenden an den menschengemachten Klimawandel selber glauben, müsste ihre Politik eine andere sein. Nicht Elektroautos, sondern öffentlicher Nahverkehr, Beendigung aller Kriege und drastische Senkung der Rüstungsausgaben. Aber wem sage ich das? Ich muss es wahrscheinlich hier betonen: Ich sage nicht, den Klimawandel gibt es nicht. Dazu fehlen mir die Kompetenzen und der Einblick. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, der herrschenden Klasse auch in dieser Frage zu misstrauen!

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"Hinterfragen verboten?", UZ vom 22. Januar 2021



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