Mehr als fünf Millionen Menschen lebten im Jahr 2024 „in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warm halten konnten“, berichtete Mitte Oktober das Statistische Bundesamt.
Im kommenden Winter könnten es mehr werden, die im Kalten sitzen. Denn, so das Bundesamt weiter: „Im langfristigen Vergleich sind die Preise für leichtes Heizöl besonders stark gestiegen: Von 2020 bis 2024 haben sich diese beinahe verdoppelt. Auch für Erdgas mussten Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen. Fernwärme verteuerte sich im selben Zeitraum um 76 Prozent, Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe um knapp die Hälfte. Die Preise für Strom wiesen mit einem Plus von gut einem Viertel die geringste Preissteigerung unter den Heizenergieträgern auf.“
Im September dieses Jahres haben sich die Hauptenergieträger für das Heizen von Wohnungen, Erdgas und leichtes Heizöl, gegenüber dem Vorjahresseptember weiter verteuert. Diesen bedrückenden Trend bestätigt auch der Energiedienstleister Techem, der vielen als das Unternehmen bekannt ist, das Wärmemesser an Heizungen montiert und Abrechnungen erstellt: 2024 zahlten die Menschen in Deutschland 82 Prozent mehr für ihre Haushaltsenergie als vor drei Jahren.Millionen von ihnen, darunter viele Kinder, werden im kommenden Halbjahr in Deutschland wieder zu wenig Geld zum Heizen haben und hoffen: „Bitte komm spät, Winter!“
Die Situation wird durch zwei weitere Faktoren noch verschärft: Zum einen bibbern vor der nächsten Heizkostenabrechnung vor allem Menschen, die zur Miete wohnen, da sie nichts an der Form, ihre Wohnungen zu heizen, ändern können. Gleichzeitig kennen die Mietpreise – vor allem in den großen Städten – seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Zum anderen steigen gegenwärtig die Lebensmittelpreise deutlich stärker als die durchschnittliche Inflationsrate – und auch das trifft wieder dieselbe Bevölkerungsgruppe, also die Armen, Mindestlöhner, Aufstocker sowie arme Rentnerinnen und Rentner am härtesten. Sie geraten im kommenden Winter somit von vier Seiten unter Druck: stagnierende Einkommen, steigende Mieten, steigende Lebensmittelpreise und steigende Heizkosten. Voraussichtlich werden sie am ehesten versuchen, durch geringes Heizen irgendwie über die kalte Jahreszeit zu kommen.
Doch auch diejenigen, die ihren Thermostat nicht auf der Schneeflocke stehen lassen, müssen überlegen, wo das Geld fürs Heizen herkommt: Ein paar Euro durch den x-ten Anbieterwechsel, mit der Gefahr, bei dessen Pleite in die überteuerte Grundversorgung zu rutschen. Auf Angebote bei Lebensmitteln achten oder nur noch beim Discounter einkaufen. Kleidung beim Billiganbieter kaufen oder beim Onlineshopping nach dem Euro Ersparnis suchen. Letztlich dann doch verzichten, auf Dinge, die man sich vor ein paar Jahren noch leisten konnte.
Das ist unwürdig – und es wäre bei einer anderen Politik unnötig. Noch sind es wenige, die unter der Losung „Für Heizung, Brot und Frieden“ auf die Straße gehen. Aber sie treffen den Nagel auf den Kopf. Denn die Gaspreise steigen vor allem seit der von der Bundesregierung betriebenen Abkoppelung von der Versorgung dieses Landes mit preisgünstigem Gas und Öl aus Russland. Würde das weiter nach Deutschland fließen, bräuchten sich weit weniger Menschen hierzulande Sorgen um kalte Wohnungen machen.