US-Sanktionen zielen darauf, Venezuela in den Ruin zu treiben

Kein Geld für Öl

Von Lars Mörking

Die Bereitschaft Russlands, einen an Venezuela vergebenen Kredit in Höhe von 3,5 Mrd. US-Dollar neu zu verhandeln und für die nächsten sechs Jahre kleine Rückzahlungsschritte zu vereinbaren, verschaffte der Regierung in Caracas kurzzeitig etwas Luft. Auch die Ankündigung der chinesischen Regierung, man gehe davon aus, dass Venezuela zahlungsfähig sei, nahm etwas Druck von Präsident Nicolas Maduro und half ihm in seinem Bemühen, Auslandskredite neu zu verhandeln. Trotzdem senkten Rating-Agenturen wie S&P den Daumen, der internationale Derivateverband ISDA erklärte Venezuela für zahlungssäumig und machte damit den Weg frei für Auszahlungen auf Kreditausfallversicherungen (Credit-Default-Swaps), wie die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtete. Die US-Notenbank warnte Kreditgeber derweil vor einer Teilnahme an Gesprächen über Umschuldungen mit der venezolanischen Regierung.

Kernproblem bleibt allerdings Venezuelas Abhängigkeit vom Ölpreis. Dieser stieg zwar in den vergangenen Monaten, der Export von Öl in die USA sank jedoch auf 56 Prozent des Vorjahresniveaus. Sanktionen und der Druck der US-Notenbank machten es US-Raffinerien schwer, venezolanisches Öl anzukaufen.

Laut „Telesur“ soll Venezuela 2016 noch 736 000 Barrels täglich in die USA exportiert haben, was geschätzte Einnahmen von 700 Mio. US-Dollar pro Monat einbrachte. Aufgrund der Finanzblockade gegen den Kauf venezolanischen Öls durch das US-Finanzministerium fiel der Export jedoch auf 255 000 Barrels täglich, was die Einnahmen um 50 Prozent schrumpfen ließ.

Vor einigen Wochen teilte PBF Energy, der fünftgrößte Käufer venezolanischen Öls, mit, sein Geschäft mit der staatlichen Erdölgesellschaft Venezuelas PDVSA einstellen zu wollen. Andere US-Raffinerien haben Probleme, ihre Öllieferungen aus Venezuela zu bezahlen, weil US-Banken sich weigern, diese Geschäfte abzuwickeln.

Die Öl-Dollars fehlen also bei der Rückzahlung von fälligen Auslandsschulden, die für 2018 auf etwa 8 Mrd. US-Dollar geschätzt werden. Venezuela in eine Zahlungsunfähigkeit zu treiben und damit die Krise im Land spürbar zu verschärfen, ist wesentliches Ziel der US-Sanktionen. Die Mitglieder der EU folgten Anfang letzter Woche der US-Agenda und beschlossen ebenfalls Sanktionen gegen Venezuela. Weitere, vor allem finanzielle Sanktionen, die die Situation weiter zuspitzen würden, drohte die EU für den Fall an, dass Maduro sich nicht für einen „konstruktiven Dialog und Verhandlungen“ offen zeige. Die „westliche Wertegemeinschaft“ hofft auf ein weiteres Opfer ihres unermüdlichen Einsatzes für Freiheit und Demokratie.

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Über den Autor

Lars Mörking (Jahrgang 1977) ist Politikwissenschaftler. Er arbeitete nach seinem Studium in Peking und war dort Mitarbeiter der Zeitschrift „China heute“.

Mörking arbeitet seit 2011 bei der UZ, zunächst als Redakteur für „Wirtschaft & Soziales“, anschließend als Verantwortlicher für „Internationale Politik“ und zuletzt – bis Anfang 2020 – als Chefredakteur.

 

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"Kein Geld für Öl", UZ vom 24. November 2017



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