Merz makaber

Die israelische Armee hat in der Nacht zum vergangenen Sonntag die „Handala“, ein Schiff der „Gaza Freedom Flotilla“, in internationalen Gewässern aufgebracht und die Crew nach Israel entführt. Einige von ihnen sitzen dort nach wie vor in Haft. Ihr Verbrechen: Der Versuch, Reis und Babynahrung ins hungernde Gaza zu bringen und die seit 2017 andauernde illegale Blockade des Küstenstreifens zu brechen. Den deutschen Medien ist das keine Erwähnung wert.

Am Montag aber dann helle Aufregung – endlich tut sich was, in Berlin tritt das Sicherheitskabinett zusammen. Was wird das Gremium unter der Führung von Friedrich Merz entscheiden? Immerhin hatte sich der Bundeskanzler vor wenigen Wochen gerühmt, dass er einer der ersten gewesen sei, der die Situation in Gaza „nicht akzeptabel“ genannt habe. Also jetzt Abkehr von der Unterstützung der Völkermörder? Macht es Deutschland etwa wie Slowenien, Britannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Norwegen und die Niederlande und erklärt zumindest die offen faschistischen Mitglieder der Regierung von Benjamin Netanjahu, Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir, zu unerwünschten Personen und belegt sie mit einem Einreiseverbot?

Weit gefehlt. Deutschland wird sich stattdessen an der Luftbrücke von Jordanien und Saudi-Arabien beteiligen. Makaberer geht es kaum. Während Merz sich offensichtlich vor Begeisterung über diese „Hilfe“ nicht mehr einkriegt, schlagen die echten Hilfsorganisationen von Medico International über das Welternährungsprogramm bis „Ärzte ohne Grenzen“ die Hände über dem Kopf zusammen. Lieferungen aus der Luft sind ungenau, teuer, können viel weniger transportieren als Lkws und sind zudem extrem gefährlich.

Deutsche Waffen töten in Gaza jeden Tag Palästinenserinnen und Palästinenser. Jetzt sollen ihnen zudem noch deutsche Spendenpakete auf den Kopf fallen. Zur Merzschen Gewissensberuhigung und Ansehenswahrung. Wer die Situation in Gaza „nicht akzeptabel“ findet, muss die Unterstützung Israels und seines Völkermordes einstellen und darf keine Waffen liefern. Davon ist die deutsche Regierung weit entfernt. Auch wenn sie sich anscheinend an den Bildern verhungernder Säuglinge stört.