Zu „Der Ausverkauf“, UZ vom 21. August

Ohne SED hätte es die DDR nicht gegeben

Herbert Münchow, Leipzig

Ralf Hohmann hat in der UZ vom 21. August dargestellt, wie die BRD die DDR annektierte. Ein im Ganzen gelungener Artikel, der hier und da auch auf die Frage eingeht, warum die Annexion – zumal in der brutalen Form des Ausverkaufs (der Kolonisierung) – aus einem von Anfang an gehegten Wunsch des deutschen Großkapitals zur Wirklichkeit werden konnte. Ich meine, bei allem, was dazu schon gesagt wurde, muss immer wieder hervorgehoben werden: Ohne die SED hätte es weder die DDR noch Sozialismus in ihr gegeben. Wie dies auch ohne die Sowjetunion unmöglich gewesen wäre. Als die SED beseitigt war, gab es beides nicht mehr. Daraus folgt für mich jene altbekannte und immer wieder aktuelle Lehre: Den Sozialismus errichtet man nicht und sichert man nicht ohne die Führung durch eine marxistische Partei der Arbeiterklasse.

Als die SED, also meine damalige Partei, durch eine Gesellschaftspolitik, die nicht mehr den realen Gegebenheiten – insbesondere auf ökonomischem Gebiet – entsprach und durch Verlust der Bindung an die Massen einen gewaltigen Autoritätsverlust politisch, ideologisch und moralisch erlitten hatte, ihre führende Rolle verlor, war es vorbei. Die gesellschaftliche Akzeptanz dieser führenden Rolle ist vor allem ein Anspruch an die Partei und ihr innerparteiliches Leben selbst. Der Ernst der Lage konzentrierte sich meines Erachtens in dieser Frage. Es gab außerordentlich standhafte Genossinnen und Genossen, die sich der enormen Hetze gegen ihre Partei mutig entgegenstellten. Aber bewirken konnte ihr Handeln grundsätzlich nichts mehr. Kohl und Schäuble erkannten das sehr genau. Sie beschleunigten den Prozess der Zerschlagung einer ganzen Volkswirtschaft, von dem sich der Osten bis heute noch nicht wieder erholt hat.

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"Ohne SED hätte es die DDR nicht gegeben", UZ vom 4. September 2020



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