
Nach dem Referat des Parteivorsitzenden und einer kurzen Pause zum Luft schnappen, betritt mit Vu Quang Minh, der Botschafter der Sozialistischen Republik Vietnam, das Rednerpult. Der Gast des sozialistisch orientierten Landes richtet zunächst seine Grüße an den 26. Parteitag der Deutschen Kommunistischen Partei.
Vu QuangMinh verweist auf die gemeinsame Geschichte der Solidarität zwischen Vietnam und Deutschland, die insbesondere in historischer Betrachtung während des Vietnamkriegs durch die Solidarität deutscher Genossinnen und Genossen geprägt sei. Dennoch reiche die gemeinsame Geschichte bis ins frühe 20. Jahrhundert, als sowohl die KPD als auch die Kommunistische Partei Vietnams durch die Komintern inspiriert wurden, durch die gleichen marxistisch-leninistischen Prinzipien. Man teilte eine „gemeinsame Vision einer Welt ohne Unterdrückung und Ungleichheit“, so der Botschafter des südostasiatischen Landes. Dies zeige sich auch an den führenden Persönlichkeiten beider Parteien, seien es Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht hierzulande oder Ho Chi Minh in Vietnam.
In der Gegenwart bestehe zwischen Deutschland und Vietnam eine vertiefte strategische Partnerschaft, wobei Deutschland der größte Handelspartner in der EU für Vietnam ist. Nicht nur in ökonomischer Hinsicht gebe es enge Verbindungen. Die vietnamesische Gemeinschaft hierzulande zähle mittlerweile über 200.000 Menschen, die eine Brücke zu kulturellem Austausch beider Länder bildeten. Man hoffe angesichts dessen, dass die neu gewählte deutsche Regierung „die traditionelle Freundschaft und die bewährte strategische Partnerschaft zwischen unseren beiden Ländern fortsetzen“, so der Diplomat weiter.
In Richtung der Parteitagsdelegierten konstatiert der Botschafter, dass man angesichts der beispiellosen Herausforderungen weltweit an einem entscheidenden Wendepunkt stehe. Kriege, Klimawandel, Populismus und aufstrebende autoritäre Tendenzen sowie die sich verschärfenden geopolitischen Konfrontationen und anhaltende ökonomische Schwierigkeiten seien eine Bedrohung für Frieden, Stabilität und sozialen Fortschritt. Bei alldem trügen die Arbeiterklasse, die Ausgebeuteten und Unterdrückten die Hauptlast der multiplen Krisen.
Das Motto des Parteitags aufgreifend, sieht der Botschafter in diesen Herausforderungen auch eine Chance, „einen Aufruf zum Handeln für diejenigen, die an die transformative Kraft des Sozialismus glauben“. Der Kampf für Heizung, Brot und Frieden, sei ein klarer Ruf der Spaltung zu widerstehen und „eine Welt aufzubauen, in der Frieden und Wohlstand keine Privilegen, sondern universelle Rechte“ seien. Delegierte und Gäste goutieren das Grußwort mit kräftigen Rufen „Hoch die Internationale Solidarität“.