Mehrere Delegierte haben deutliche Worte zum Krieg gefunden, auch zur ethnischen Säuberung im Gaza-Streifen. Dann tritt Christoph Speer aus Bremen ans Pult, der sich beim letzten Parteitag noch als Freund Israels geoutet und die Besetzung Palästinas als „Narrativ“ bezeichnet hatte. Diesmal hat er ein anderes Thema. Es sei richtig gewesen, dass die Bundestagsfraktion den Weg für Merz frei gemacht habe. Sonst hätte man der AfD eine Bühne geboten. Die Begeisterung im Saal hält sich in Grenzen.
Man habe es nicht geschafft, der Partei klarzumachen, dass der „Antimilitarismus eine entscheidende Klassenfrage ist“, sagt hingegen Sebastian Stark aus Baden-Württemberg mit Blick auf die Zustimmung der Linkspartei zu den Kriegskrediten im Bundesrat. Es müsse doch klar gesagt werden: „Wir hier unten sterben nicht für eure Kriege!“ – Szeneapplaus. Er fragt die Delegierten, wie viele Mitglieder des Jugendverbandes die Partei zur Verfügung stellen möchte, um sie von Friedrich Merz im Krieg verheizen zu lassen.
Brigitte Forßbohm aus Hessen antwortet, dass wohl niemand im Saal junge Menschen für den Krieg opfern wolle. Die Situation in Europa und der Welt stelle „uns aber vor neue Herausforderungen“. Dafür brauche es einen „lösungsorientierten Diskurs“ innerhalb der Partei. Stattdessen gebe es in der Partei aber ein „notorisches Festhalten an Glaubenssätzen“. Anträge, die sich „ohne wenn und aber“ gegen Kriegstüchtigkeit wenden, seien vielleicht gut gemeint, aber kritisch zu hinterfragende Glaubenssätze. Es werde „suggestiv“ eine Militarisierung der Gesellschaft behauptet und der „russische Überfall“ auf die Ukraine ausgeblendet. Es sei irreführend auf die Lehren aus zwei Weltkriegen zu verweisen. Das seien doch Angriffskriege gewesen. So was plane man in Deutschland heute nicht mehr. Es gibt Buh-Rufe und kaum Applaus. Beim Versuch einer Luxemburg-Liebknecht-Auslegung geht ihr die Redezeit aus. Zum Glück!