Leitartikel der chinesischen Global Times zum 70. Jahrestag des Waffenstillstandsabkommens im Koreakrieg

Wenn die USA keine Lehren aus dem Koreakrieg ziehen, werden sie weiter leiden

Global Times. Übersetzung: UZ

Am 27. Juli jährt sich zum 70. Mal die Unterzeichnung des koreanischen Waffenstillstandsabkommens. Kurz vor diesem Gedenktag besuchte ein atomwaffenfähiges US-amerikanisches U-Boot das südkoreanische Busan, zum ersten Mal seit 1981. Einige US-Kongressabgeordnete erklärten offen, dass dieser Schritt nicht nur eine Warnung an Nordkorea, sondern auch als Abschreckung gegen China zu verstehen sei.

Am Jahrestag des Waffenstillstands im Koreakrieg ist es von großer praktischer Bedeutung und äußerster Dringlichkeit, die Lehren aus dem Koreakrieg zu überdenken.

Der Koreakrieg ist einer der tiefgreifendsten regionalen Konflikte nach dem Zweiten Weltkrieg und gilt als „größte Niederlage in der Geschichte der US-Armee“. Doch wird diese „größte Niederlage“, einst als „Albtraum“ bezeichnet und zwischenzeitlich in den USA zu einem „vergessenen Krieg“ geworden, von Washington absichtlich übersehen. Wer aus der Vergangenheit nicht lernt, riskiert, alte Fehler zu wiederholen.

Noch gefährlicher ist jedoch, dass Teile der politischen Elite der USA völlig falsche Lehren aus dem Koreakrieg gezogen haben, die heutige Außenpolitik der USA in die falsche Richtung lenken und aktiv Krisen und sogar Kriege schüren und provozieren.

Am 26. Juli veröffentlichte die Zeitschrift Foreign Affairs einen Artikel von Mike Gallagher, dem Vorsitzenden des House Select Committee on the Strategic Competition Between the United States and the Chinese Communist Party (etwa: „Komitee des Repräsentantenhauses zum strategischen Wettbewerb zwischen den USA und der chinesischen KP“), mit dem Titel „Why America Forgets – and China Remembers – the Korean War“. Dieser Washingtoner Politiker, für seine konsequent chinafeindliche Haltung bekannt, fasste drei „Lektionen“ zusammen, die der Koreakrieg die USA gelehrt habe.

Die erste Lektion sei, dass Washington abschrecken müsse und Kampfbereitschaft zeigen müsse. Die USA hätten versäumt, „ausreichende militärische Investitionen“ in Taiwan zu tätigen. Die zweite Lektion laute, dass Politik und (militärischer) Kampf eng verwoben seien. Und die dritte: Sei Krieg ausgebrochen, führe „übermäßige Selbstbeherrschung zu weiteren Aggressionen“.

Diese drei „Lektionen“ richten sich alle gegen China und beziehen sich speziell auf die Taiwan-Frage. Arroganz und Wahnsinn Gallaghers sind mit Douglas MacArthur vergleichbar. Wenn es den meisten US-Amerikanern an Wissen und Urteilsvermögen über den Koreakrieg und die heutige Taiwanfrage mangelt, können sie leicht von einigen wenigen lauten und radikalen Stimmen in die Irre geführt werden. Das führt zu einem „Herdeneffekt“ in der US-amerikanischen Diplomatie. Da die USA eine Supermacht sind, schaden ihre Fehler nicht nur ihr selbst, sondern können die ganze Welt belasten.

Tatsächlich könnten und sollten die USA wertvolle Lehren aus dem Koreakrieg ziehen. Die erste bestünde darin, die legitimen Sicherheitsbedenken regionaler Großmächte zu respektieren; die zweite darin, Impuls und Ambition zu zügeln, sich in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen. Schließlich sollten die USA niemals die Entschlossenheit und Fähigkeit Chinas unterschätzen, sein Heimatland zu verteidigen. Die Missachtung dieser drei Lehren ist das herausragende Merkmal des derzeitigen amerikanischen Hegemonismus. Der Koreakrieg kam den USA teuer zu stehen. Lernen sie nichts daraus, werden sie in Zukunft noch größere Fehler machen.

Bevor China beschloss, sich der US-Aggression zu widersetzen und Nordkorea im Koreakrieg zu unterstützen, hatte es wiederholt eindringlich gewarnt, dass es nicht untätig bleiben würde, sollten US-Streitkräfte den 38. Breitengrad queren. Die USA nahmen diese Warnungen jedoch nicht ernst, hielten sie für leere Drohungen. So wurden sie überrumpelt, als sie auf dem Schlachtfeld auf die Chinesische Freiwillige Volksarmee trafen. Heute ist in Washington eine ähnliche Fehleinschätzung gegenüber China zu beobachten. Der größte Unterschied zwischen heute und der Zeit des Koreakriegs: Chinas Stärke hat stark zugenommen. Die Folgen einer Verletzung der Sicherheitsinteressen und nationalen Souveränität Chinas würden heute viel schwerer wiegen.

Wir haben den Text gekürzt und redaktionell bearbeitet.

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