„Und schickt mir Aufkleber, ich muss doch Magdeburg verschönern!“ – so endete jedes Telefonat aus der UZ-Redaktion mit Ellen Schernikau. Die Verschönerung der Welt war ihr ein Anliegen, dass sich diese nur im Sozialismus verwirklichen lässt, war der Kommunistin Ellen Schernikau bewusst. Dass es so kommen wird mit der schöneren Welt, dessen war sich Ellen Schernikau sicher. Trotz aller Schicksalsschläge ließ sich Ellen ihren Optimismus nicht austreiben: Der Vater ihres Sohnes, dem sie aus der DDR in den Westen folgte, stellte sich nicht nur als Verheiratet, sondern auch als Nazi heraus. Ellen musste ständig klar stellen, dass sie nicht aus politischen, sondern aus persönlichen Gründen in der BRD war. Doch ihr Sohn, der Schriftsteller Ronald M. Schernikau, ging zur DKP, und Ellen ging mit und nahm mit Tatendrang und Begeisterung die politische Arbeit auf. Doch auch sie zog es – wie Ronald – zurück in die DDR. Dass sie nicht nur ihr Heimatland, sondern kurz danach auch ihren Sohn begraben musste, hat sie schwer getroffen. Doch auch dies konnte ihr Optimismus und Lebensmut nicht für immer rauben. Sie verbreitete diesen Optimismus – oft und gern. Bei Lesungen aus den Werken von Ronald, bei Diskussionen über das Leben in der DDR, am liebsten bei jungen Leuten wie auf dem Festival der Jugend der SDAJ. Zuletzt bei den Friedenstagen der UZ, bei denen sie ihre Begeisterung über die große Teilnehmerzahl kaum zügeln konnte. Ellen Schernikau kann die Welt nicht mehr verschönern, sie ist am Dienstag vergangener Woche in Magdeburg gestorben. Jetzt seid ihr dran.
Wir trauern um Ellen Schernikau

Ellen Schernikau (Foto: Martina Lennartz)
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"Wir trauern um Ellen Schernikau", UZ vom 9. Mai 2025
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