Wenn Manfred Sohn in seiner Rede zu „Friedrich Engels und dem historischen Optimismus“ Karl Marx zwei „Irrtümer“ unterschiebt, so begeht er alleine zwei Irrtümer. Den ersten „Irrtum“, den erhofften nahen Zeitpunkt der Revolution, hat Manfred Sohn selber relativiert mit Marx‘ Formulierung „langsamer oder rascher“. Es ist danach nicht nachvollziehbar, Marx hier – bei den Hoffnungen – einen Irrtum zu unterstellen. Hoffnungen, insbesondere in zeitlichen Dimensionen, sind immer vage, das war keinem mehr bewusst als Marx.
Der angebliche Irrtum Nummer 2, der Ort der „Umwälzung“, ist unzweifelhaft alleine auf Seiten von Manfred Sohn. Karl Marx führt in „Die revolutionäre Bewegung“ aus: „Eine Umwälzung der national-ökonomischen Verhältnisse in jedem Lande des europäischen Kontinents, auf dem gesamten europäischen Kontinente ohne England, ist der Sturm in einem Glase Wasser.“ (MEW Bd. 6, S. 149) Während Manfred Sohn offensichtlich die Versuche der „Umwälzung der national-ökonomischen Verhältnisse“ in Osteuropa im 20. Jahrhundert als erfolgreiche Unternehmungen ansieht, hat Marx bereits 100 Jahre zuvor deren Ende prognostiziert – als Sturm im Wasserglas. Marx hat somit nicht nur die Möglichkeit einer Revolution in einem unterentwickelten Land in Erwägung gezogen, sondern deren Perspektiven kurz und knapp dargestellt. Dass dieser „Sturm“ 70 beziehungsweise 40 Jahre andauerte, ändert nichts an der korrekten Darstellung von Marx. Und Lenin kannte seinen Marx offensichtlich besser als Manfred Sohn. Er prophezeite der russischen Revolution ein sicheres Ende, wenn die Arbeiterklasse in Westeuropa nicht nachzieht.



