Über verschiedene Routen sind die Mitglieder der Antifaschistischen Karawane nach Moskau gereist. Dort begrüßen sie sich herzlich und erzählen sich die teilweise abenteuerlichen Geschichten ihrer Anreisen.
Von Moskau aus geht es in den Süden, Richtung Rostow am Don. In einem Kleinbus deutschen Fabrikats mit einem Stern auf dem Kühlergrill, der das Einhalten der Sanktionen in Frage stellt.
Wo die völkerrechtswidrigen Sanktionen der EU gegen Russland sehr ernst genommen werden: An der Grenze Estlands zur Russischen Föderation. Die Zöllner und Polizisten dort übertreffen sich gegenseitig im absoluten Gehorsam zur Durchsetzung dieser absurden Maßnahmen. Kein Euro darf über die Grenze nach Russland gelangen! Diese Bestimmung aus Brüssel, die die russische Wirtschaft ruinieren soll, trifft vor allem russische Bürger, die in Estland wohnen oder die im Ausland arbeiten und ihren Urlaub in der Heimat verbringen wollen, um ihre Familien zu besuchen.
Jeder und jede wird gefilzt. Die Abfertigung ist entwürdigend und dauert endlos: elf Stunden Wartezeit vor der Grenzstation. In sengender Sonne stehen die Menschen, darunter Frauen mit Kindern und Senioren mit Rollator, geduldig in der Schlange. Sie ertragen die Demütigung mit Würde und geben sich gegenseitig Kraft.
Für Kraftfahrzeuge ist die Grenze geschlossen. Schwere Metallgittertore versperren die Durchfahrt. Auf der Brücke über den Grenzfluss stehen Panzersperren, die berühmten Drachenzähne. Es geht zu Fuß über die Brücke nach Russland. Ein Blick in den Pass, eine freundliche Begrüßung, der Rucksack fährt durch den Scanner – schon ist man in der Russischen Föderation.
Die gebuchte Anschlussfahrt ist dort in der Regel längst weg. Hat man Ursula von der Leyens Schikanen einmal überwunden, kommt man im gut ausgestatteten öffentlichen Fernverkehr via St. Petersburg nach Moskau.
Ist die Gruppe dort vereint, beginnt die eigentliche Reise in die Volksrepubliken des Donbass. Die Antifaschistische Karawane ist international besetzt. Herz des Ganzen bilden Musiker von Banda Bassotti aus Italien. Mit von der Partie sind Genossen aus Portugal, Mexiko, dem Baskenland, Frankreich und Deutschland. Wir unterhalten uns auf Spanisch. Unsere Übersetzerin übersetzt vom Russischen ins Spanische, und umgekehrt.
Unterwegs tauschen wir uns über die aktuelle politische Lage in unseren jeweiligen Herkunftsländern aus, immer mit Blick auf die globale Situation.
Spät in der Nacht erreichen wir Donezk. Die Stadt ist verdunkelt und leer. Es herrscht Ausgangssperre. In der Unterkunft werden schnell die Betten verteilt. Wir haben kaum Zeit, um zu schlafen. Für den kommenden Morgen steht schon der Besuch eines der Waisenhäuser in einer nahegelegenen Kleinstadt auf der Agenda, das wir jedes Jahr besuchen.