Panzerbrigade nimmt Dienst in Litauen auf – Kanzler freut sich über weitreichende Waffen gegen Moskau

Endlich wieder da

Stolz meldete die Bundeswehr auf ihrer Internetseite am 22. Mai: „Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ist ein deutscher Großverband dauerhaft im Ausland stationiert.“ Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) reisten an diesem Tag in Litauens Hauptstadt Vilnius, um die im Aufbau befindliche deutsche Panzerbrigade 45 in Dienst zu stellen. In zwei Jahren soll sie 5.000 Soldatinnen und Soldaten stark sein. Die „Neue Zürcher Zeitung“ stellte dazu am 26. Mai fest: „Die deutsche Kampfbrigade in Litauen ist für den Krieg da, nicht für den Frieden.“

Dementsprechend ging dem „Aufstellungsappell“ ein ökumenischer Gottesdienst der litauischen und deutschen Militärseelsorge voraus. Unterstützung für Kriegstüchtige und ihre Familien bietet auch der christlich orientierte Herder-Verlag aus Freiburg mit seinen „Mutmachbüchern für Soldatenfamilien“ für Kinder ab vier Jahren. Die Titel: „Sarahs Papa fährt zur See“ oder „Lena und Papas“ – wahlweise Mamas – „Auslandseinsatz“. Der Band „Wie Papa wieder lachen lernt“ erzählt die Geschichte eines Bundeswehrsoldaten, „der manchmal sehr lange weg ist, weil er in einem Auslandseinsatz oder bei einer Übung ist … bis er Hilfe braucht, weil seine Seele krank geworden ist“. So geht konkrete Kriegsvorbereitung schon ab dem Kindergarten.

Kanzler Merz machte in seiner Rede vor den ersten 800 Soldaten der Brigade Litauen den neuen deutschen Führungsanspruch in EU und NATO beim Aufmarsch gegen Russland deutlich: „Wir nehmen die Verteidigung der Ostflanke selbst in die Hand.“ Dabei verlieh er dem Aufmarsch einen antifaschistischen Anstrich: „Tagtäglich verstößt Russland gegen die Ordnung, die wir gemeinsam als Lehre aus den Schrecken des Zweiten Weltkriegs angenommen haben.“ Und er bekräftigte die Übernahme des NATO-Beistands: „Litauen hat um Unterstützung gebeten – und Deutschland steht bereit (…) Wer einen Verbündeten bedroht, muss wissen, dass das gesamte Bündnis gemeinsam jeden Zentimeter des NATO-Territoriums verteidigen wird.“ Dieser Tag markiere insbesondere für die Bundeswehr „den Schritt in eine neue Ära“. Merz begrüßte, „dass Litauen im vergangenen Jahr im Rahmen eines Bundeswehr-Rahmenvertrags 44 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 bestellt hat. Und dass Rheinmetall in Litauen eine moderne Produktionsanlage für Artilleriemunition errichten wird.“ Er krönte alles mit: „Der Schutz von Vilnius ist der Schutz Berlins.“

Anfang der Woche ging der Kanzler weitere Schritte in die neue Kriegsära. Auf einer Pressekonferenz im finnischen Turku bekräftigte er am Dienstag, es werde „keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen“ geben, die an die Ukraine geliefert werden. Bereits am Vortag hatte er ausgeführt, „die Ukraine kann sich jetzt auch verteidigen, indem sie zum Beispiel militärische Stellungen in Russland angreift“. In Turku behauptete Merz, er habe damit lediglich „etwas beschrieben, was seit Monaten längst geschieht“. Er erklärte zugleich: „Wir müssen uns auf eine lange Dauer des Krieges einrichten.“ Schuld daran sei Wladimir Putin. Kurz nach der Merz-Äußerung meldet „Reuters“: „Steigende Kurse bei den Rüstungswerten haben dem Dax eine neue Bestmarke beschert.“

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"Endlich wieder da", UZ vom 30. Mai 2025



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