Festival der Jugend vom 6. bis 9. Juni 2025 in Bottrop

Feiern mit Haltung

Ob mit Kindern oder Enkeln, alleine oder mit der Parteigruppe: Ein Besuch des Festivals der Jugend lohnt sich auch für ältere Semester. Was die SDAJ auf die Beine stellt, kann sich sehen lassen. Ihr viertägiges Festival wird alleine von Ehrenamtlichen organisiert und kommt ohne kommerzielle Sponsoren aus. Neben politischen Workshops und Diskussionsrunden stehen Konzerte, Kulturangebote und Sport auf dem Programm. „Das Festival der Jugend zeigt, dass wir gemeinsam stark sind. Es ist ein Ort, an dem wir nicht nur Widerstand organisieren, sondern auch Kraft tanken für die Kämpfe, die vor uns liegen“, sagt Andrea Hornung, Bundesvorsitzende der SDAJ.

Mit dem Festival der Jugend möchte die SDAJ einen Raum schaffen, in dem Kunst, Musik und politischer Austausch für jeden zugänglich sind, unabhängig vom Geldbeutel. In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten und steigender Kriegsgefahr ist das Angebot gleichermaßen rar wie notwendig. Reichhaltig ist es auch: Veranstaltungen finden auf zwei Bühnen, in zwei großen und vier kleinen Zelten, in einem Pavillon sowie auf einem Sportplatz statt.

Das Festival der Jugend beginnt mit der Eröffnung am Freitag um 18.30 Uhr auf der Hauptbühne. Nach einem Bandcontest und zwei Konzerten kann man um 22 Uhr zwischen einer Party und einer Filmvorführung zu Gaza wählen.

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Am Samstag gibt es ab 8 Uhr Frühstück – der frühe Vogel fängt den Wurm. Um 10.15 Uhr starten die Regionaltreffen der SDAJ. Ab 11 Uhr dann die Qual der Wahl: Zu diesem Zeitpunkt beginnen neun verschiedene Veranstaltungen gleichzeitig. So kann man im Hauptzelt Karl über Status quo und Zukunft der Universitäten diskutieren, im Hauptzelt Rosa über „Eine Schule für alle“. Im Kuba-Zelt bleibt der Blick erst einmal lokal: „Bottrop am Limit“, heißt das Thema dort. Im Zelt der „Position“, des Magazins der SDAJ, geht es um den Generalstreik in Belgien. Tipps für die praktische politische Arbeit gibt es im Zelt „Kultur 1“: Dort widmet sich ein Workshop Reels, also kurzen, mit Musik hinterlegten Videoclips für soziale Medien. In „Kultur 2“ spricht die Antifaschistin Silvia Gingold, Tochter der antifaschistischen Widerstandskämpfer Ettie und Peter Gingold, über ihr Leben und ihr Engagement. Auf der Kleinen Bühne erörtert der Musikjournalist Marcus Staiger, was HipHop mit Klassenkampf zu tun hat. Wer erfahren möchte, wie eine UZ produziert wird, kann am Aktiven Infostand der DKP den UZ-Redakteur Valentin Zill mit Fragen löchern. Die Jugend von morgen kann das Festival der Jugend auf einer Festivalrallye erkunden. Sie startet im Kinderbereich. Wer sich körperlich verausgaben möchte, besucht den zeitgleich stattfindenden Workshop Kickboxen auf dem Sportplatz.

In dieser Taktung geht das Programm bis in den frühen Abend weiter – etwas Mut zur Lücke sollte der geneigte Besucher mitbringen. Viele der aktuell drängendsten Fragen werden in den Hauptzelten Rosa und Karl verhandelt. So diskutieren Anne Rieger und Lea Lossdörfer am Samstag um 13 Uhr im Hauptzelt Karl, wie die Gewerkschaften aus dem Integrationskurs der Herrschenden gelöst werden können – und wie in den Betrieben Widerstand gegen die Militarisierung geleistet werden kann. Zeitgleich geht im Hauptzelt Rosa um die Frage, wie der Kampf um Arbeitszeitverkürzung fortgeführt werden kann. Im Kuba-Zelt analysieren Lena Kreymann und Silvia Rölle, Landessprecherin der VVN-BdA Nordrhein-Westfalen, den Wahlerfolg der AfD und erörtern ihr Verständnis von Faschismus und dem Kampf gegen ihn. Im Polit-Pavillon berichten DKP-Mitglieder über ihre Erfahrungen mit Berufsverboten. UZ-Redakteur Björn Blach war kürzlich in China. Über seine Erfahrungen dort berichtet er auf dem Aktiven Infostand der DKP um 13 Uhr mit dem Titel „China auf dem Weg zum Sozialismus?“

Um die Erfahrungen aus der ernüchternden TVöD-Runde 2025 geht es am Samstag um 14.45 Uhr im Hauptzelt Karl. Dort kommen aktive Gewerkschafter zu Wort, informieren über bevorstehende Kämpfe und überlegen, welche Schlüsse aus TVöD und dem Tarifkampf für Entlastung zu ziehen sind. Wer die SDAJ noch nicht kennt, kann den Jugendverband zur selben Zeit im Hauptzelt Rosa kennenlernen. Um den Völkermord der israelischen Regierung in Gaza und die deutsche Unterstützung dafür geht es im Kuba-Zelt. Dort diskutieren Mitglieder von Palästina antikolonial Münster und Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost. UZ-Redakteurin Melina Deymann spricht ab 14.45 Uhr mit Arnold Schölzel im Polit-Pavillon über den Jugoslawien-Krieg und dessen Nachwirkungen. Unterdessen gibt es im Kultur-Pavillon 1 einen Workshop zum Thema „§218 und der Kampf um Selbstbestimmung“.

Der Kriegskurs der Herrschenden trifft die Jugend besonders. Die SDAJ kämpft zusammen mit weiteren Jugendverbänden gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Um die Frage, was Jugendliche unternehmen können, um nicht als Kanonenfutter zu enden, geht es ab 16.30 Uhr im Hauptzelt Karl. Bürgerliche Grundrechte werden schon heute massiv beschnitten. Wie weit der reaktionär-militaristische Staatsumbau bereits gediehen ist und wie wir uns gegen die Zerstörung der bürgerlichen Demokratie wehren können, analysiert Lothar Letsche zusammen mit Betroffenen des Verbots von Palästina Solidarität Duisburg (PSDU) und einem Vertreter der Roten Hilfe im Hauptzelt Rosa. Im Kuba-Zelt steht währenddessen die DDR im Fokus. 35 Jahre nach der Konterrevolution hat die antikommunistische Propaganda keinen Deut nachgelassen. Gemeinsam mit einem Zeitzeugen setzt sich die SDAJ mit der angeblich „zweiten deutschen Diktatur“ auseinander. Zeitgleich können Interessierte mehr über politisches Theater erfahren und im Kultur-Pavillon 1 selber eine Szene entwerfen und spielen. Im Kultur-Pavillon 2 liest der Autor Mesut Bayraktar aus seinem Roman „Aydin. Erinnerung an ein verweigertes Leben“.

Die Konzerte auf der Hauptbühne beginnen am Samstag um 18 Uhr. Den Anfang macht der Bielefelder Prttyblu mit einem eklektischen Mix aus House, Synthwave, R’n’B und HipHop. „Propaganda mit Rap“ liefern die Berliner Rapper Vizzion und Masur ab 19 Uhr. Emi X singt poetische Texte von ironischer Ehrlichkeit über Hyper- und Elektropop. Sie greift um 20 Uhr zum Mic. Headliner am Samstag sind OTPendia, ein Rap-Trio aus dem Ruhrpott.

Am Sonntag können ältere Semester ausschlafen, während sich die Jugend um 10.15 Uhr zu den Regionaltreffen der SDAJ trifft. Ab 11 Uhr geht es im Hauptzelt Karl um die Situation von Auszubildenden in Deutschland. Nach einem Blick auf die historische Lehrlingsbewegung geht es um die Frage, wie Auszubildende heute für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen kämpfen können. Zeitgleich steht im Hauptzelt Rosa das kaputt gesparte Bildungssystem im Mittelpunkt des Interesses. Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, kann im Polit-Pavillon mit Fragen gelöchert werden. Im Kuba-Zelt wird diskutiert, wie sich Arbeiter- und Umweltbewegung zusammenführen lassen. Wer lieber praktisch tätig werden möchte, nimmt am Aktionstraining teil – Treffpunkt ist um 11 Uhr am Infostand der SDAJ.

Nach dem Mittagessen geht es um 13 Uhr weiter im Programm. Im Hauptzelt Karl erörtern Andrea Hornung (Bundesvorsitzende der SDAJ), Naisan Raji (Linksjugend Solid Hessen), Anastasia Weidemann (SDS), David Christner (Junge Linke) und Felix Kreklow Rojas (BSW), was sich seit der letzten Bundestagswahl für Jugendliche geändert hat und wie gemeinsame Gegenwehr aussehen sollte. Im Hauptzelt Rosa gibt es zeitgleich eine 60-minütige Einführung in den Marxismus von Jürgen Lloyd (Marx-Engels-Stiftung). Im Kuba-Zelt wird das Bildungssystem der sozialistischen Insel besprochen. Ein Einführungskurs in die Rhetorik steigt im Kultur-Pavillon 1. Am Aktiven Infostand der DKP berichtet Renate Koppe, Internationale Sekretärin der DKP, über die aktuelle Situation in Russland.

„Gedenken heißt Kämpfen!“ Unter diesem Motto steht die Diskussion mit Elfriede Haug (Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock) über Erinnerungskultur um 14.45 Uhr im Hauptzelt Karl. Hier wird auch erörtert, wie sinnvolle antifaschistische Arbeit konkret aussehen kann. Im Hauptzelt Rosa sprechen UZ-Autor Jörg Kronauer und Lühr Henken (Bundesausschuss Friedensratschlag) über die zunehmende Kriegshetze gegen Russland, China und Iran – und darüber, von wem tatsächlich Bedrohung ausgeht. Um praktische Solidarität mit Kuba heute geht es im Kuba-Zelt. Im Zelt der Position widmet sich Paul Rodermund der philosophischen Frage, wie das Denken in die Köpfe kommt, und wie man Klassenbewusstsein aufbauen kann wider die herrschenden Gedanken unserer Zeit. Der traditionelle Hamburger Fünfkampf beginnt um 14.45 Uhr auf dem Sportplatz. Am Aktiven Infostand der DKP kann man zeitgleich mit Patrik Köbele über kommunistische Sichtweisen auf Donald Trump sprechen.

Die Bundeswehr hat Nachwuchsprobleme. Immer häufiger wirbt sie an Schulen um Rekruten. In Bayern ist der Zugang des Militärs zu Schulen mittlerweile gar gesetzlich verankert. Was tun gegen die Militarisierung der Schulen? Darum dreht sich die Podiumsdiskussion um 16.30 Uhr im Hauptzelt Karl. Wer die Schule schon hinter sich hat und in Ausbildung ist, besucht stattdessen das Hauptzelt Rosa: Dort wird diskutiert, wie der Klassenkampf von unten in den Betrieben verschärft werden kann. Die seit mehr als 60 Jahren bestehende US-Blockade Kubas und deren Auswirkungen kommen im Kuba-Zelt zur Sprache. Wer schon tolle Aktionen organisiert, die aber in den sozialen Medien besser in Szene setzen will, besucht den Workshop Politische Fotografie im Kultur-Pavillon 1.

Um 18.30 lädt die SDAJ zum Verbandstreffen im Hauptzelt Karl. Danach gibt es noch einmal Abriss auf der Hauptbühne. Um 20 Uhr tritt dort Ivana auf. Die Sängerin klingt zart und leicht, ihre emotionalen Texte leben aber auch von feministischer Power und ironischer Leichtigkeit. Um 21 Uhr rappen dann Drama Kuba und Dissy. Wer lieber selbst singt, geht um 21.30 Uhr zum Arbeiterliederabend im Hauptzelt Rosa. Die letzte Qual der Wahl steht dann für 22 Uhr an: Zur Abschlussparty im Hauptzelt Rosa – oder zur Filmvorführung im Zelt der Position?

Das Festival der Jugend hat Tradition: Zwischen 1976 und 1988 organisierte die SDAJ alle zwei Jahre eines, zusammen mit dem MSB Spartakus. Seit 2008 findet das Festival wieder statt, in unregelmäßigen Abständen.

Dieses Jahr findet das Festival der Jugend im Volkspark Batenbrock in Bottrop statt, vom 6. bis 9. Juni. Um den Volkspark herum gibt es Parkplätze. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann ab Bottrop Hauptbahnhof mit Buslinie 262 bis zur Haltestelle Ostring fahren.

Für Tagesbesucher ist der Eintritt frei. Wer auf dem Festivalgelände zelten möchte, darf das mit dem Dauerticket für 35 Euro. Frühstück und Mittagessen, auch vegan, sind im Dauerticket inbegriffen. Wer das Festival der Jugend unterstützen möchte, kann das unter anderem durch den Erwerb von Dauertickets zum Solidaritätspreis für 48 Euro oder dem Spendenticket für 75 Euro. Tickets gibt es bei SDAJ-Gruppen sowie an der Abendkasse.

Weitere Infos zum Festival der Jugend gibt es auf der offiziellen Website des Veranstalters sowie auf Instagram.

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