Ende Oktober hat die erste Jugendkonferenz der IG BAU in Hamburg stattgefunden. Zirka 40 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, junge Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Studierende kamen in Altona zusammen. Die Junge BAU Hamburg hatte im Vorfeld beschlossen, ihre Konferenz zu öffnen und auch diejenigen Kolleginnen und Kollegen einzuladen, die noch nicht aktiv sind.
Zwei Kollegen der Jungen BAU berichteten, was in den letzten Monaten geleistet wurde. So vermittelte die Veranstaltung „Wir planen die Stadt. Aber wer baut sie?“ Auszubildenden aus dem Bauhauptgewerbe und Studierenden der HafenCity Universität, dass sie am selben Strang ziehen müssen. Die Gewerkschaftsjugend unterstützte zudem den Arbeitskampf der Kolleginnen und Kollegen bei der Baufirma Friedrich Holst.
Zur Eröffnung des Westfield Centers, eines Einkaufszentrums in der Hafencity, organisierte die Junge BAU ein Gedenken an mindestens sechs getötete Bauarbeiter. Der Workers Memorial Day am 28. April, ein internationaler Tag des Gedenkens an verunfallte Kolleginnen und Kollegen, soll ab nächstem Jahr mit allen DGB-Gewerkschaften gemeinsam organisiert und gestaltet werden.
Darüber hinaus wurde eine Frauengruppe der Jungen BAU Hamburg gegründet, um junge Kolleginnen zu organisieren. Nach Angriffen auf Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in Panama wurde eine Videokonferenz mit der panamaischen Gewerkschaft SUNTRACS durchgeführt. Die Zeitung „Unter Kollegen“ wurde erstmals herausgegeben und wird regelmäßig verteilt.
Abschließend wurde im Jahresrückblick berichtet, dass 40 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus Hamburg an der Friedensdemonstration am 3. Oktober in Berlin teilgenommen haben. Die Junge BAU Hamburg hatte hier zusammen mit vielen anderen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern einen starken Block gebildet.
Nach kurzen Grußworten der DGB-Jugend Hamburg und der IG-Metall-Jugend schilderte ein Kollege der Jungen BAU die Situation in der Baubranche. Die Lage gerade junger Beschäftigter verschlechtere sich: Steigende Preise, stagnierende Löhne und der Verlust von Arbeitsplätzen führten zu Unsicherheit. Eigenheime sind für Arbeiterinnen und Arbeiter kaum bezahlbar, während die Mieten weiter gestiegen sind. Gleichzeitig setzten viele Bauunternehmen auf schlecht bezahlte Subunternehmer, die häufig ausländische Kolleginnen und Kollegen beschäftigen, die Löhne drücken und Arbeitsrechte unterlaufen. Rassismus und Spaltung würden zudem genutzt, um Arbeiter gegeneinander auszuspielen und von den eigentlichen Problemen abzulenken.
Maßnahmen wie längere Arbeitszeiten, ein höheres Rentenalter und Sozialkürzungen träfen die Beschäftigten hart, während Konzerne Rekordgewinne erzielten. Die massiven Investitionen in die Aufrüstung seien der Hauptgrund für den gegenwärtigen Sozialabbau. Der junge Gewerkschafter rief dazu auf, sich nicht spalten zu lassen, sondern gemeinsam für gerechte Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und Frieden einzutreten.
In der anschließenden Diskussion fragte zum Beispiel ein Bauarbeiter: „Was hat die Aufrüstung in Deutschland mit meiner Arbeit im Betrieb zu tun?“ Darauf konnten viele andere im Raum direkt Antworten geben. „Bei mir im Betrieb wurden 50 Kollegen aus der Wohnungsbauabteilung gekündigt, weil wir jetzt auf Infrastruktur gehen“, oder „Als ich in meinem Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz fragte, wie es mit Montage aussieht, kam der Satz: Die Straßen und Brücken Richtung Osten müssen frei sein, wir haben also genug zu tun“. In der regen Diskussion kamen vor allem jüngere und noch unorganisierte Kollegen zu Wort. Auch Themen wie Sicherheitsüberprüfungen im Betrieb oder wie über die wachsende Kriegsgefahr im Betrieb diskutiert wird, wurden besprochen.
Die Junge Bau Hamburg hat sich zudem weitreichende Ziele gesetzt: Aufbau von Berufs- und Hochschulgruppen, regelmäßige Herausgaben der Zeitung „Unter Kollegen“, die Arbeit der Frauengruppe intensivieren, die Zusammenarbeit und den Austausch mit Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) sowie mit gewerkschaftlichen Betriebsgruppen vorantreiben und die Gewinnung von 75 neuen Mitgliedern in den kommenden zwölf Monaten. Um diese Ziele zu erreichen, will die Gewerkschaftsjugend vor allem ihre Arbeit an der Basis intensivieren.
Die Gewerkschaftsjugend verfolgt den Ansatz, gewerkschaftliche Arbeit nicht für, sondern gemeinsam mit und als Kolleginnen und Kollegen zu gestalten. Eine starke, organisierte Basis ist Voraussetzung dafür, dass Gewerkschaftspolitik von den Mitgliedern getragen wird und deren Bedürfnisse unmittelbar widerspiegelt. Die Basisarbeit ist daher eine Notwendigkeit, um eine breitere und effizientere Gewerkschaftsarbeit leisten zu können.
Nach den Vorstandswahlen wurden die Anträge „Gegen Militarisierung und Aufrüstung“ und „Gegen die Wehrpflicht – Ausbildungsplätze statt Kriegseinsätze“ einstimmig beschlossen. Die Kernaussagen lassen sich so zusammenfassen: Die Junge BAU Hamburg lehnt die zunehmende Militarisierung und Aufrüstung Deutschlands sowie die Wiedereinführung der Wehrpflicht entschieden ab, da beides den Interessen der Beschäftigten widerspricht, die Kriegsgefahr erhöht und junge Menschen zum Kriegsdienst zwingt, statt ihnen sichere Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu bieten. Stattdessen setzt sie sich für Frieden, internationale Solidarität, Diplomatie und gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für junge Arbeiterinnen und Arbeiter ein.



![UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis] UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]](https://www.unsere-zeit.de/wp-content/uploads/2021/04/Banner_800x90_Probeabo_Rahmen.jpg)





