Trump macht bei Nahostreise Geschäfte – Gaza spielt nur eine Nebenrolle

Gigantischer Kommerz

Eine stabile, friedliche und wohlhabende Zukunft würden die Golfstaaten in die Region bringen, versprach US-Präsident Donald Trump auf seiner Reise nach Saudi-Arabien, Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Reduziert auf Trumps Kurzfassung heißt das: Kommerz statt Chaos. Der Kommerz freilich ist für die Golfstaaten schon immer Existenzgrundlage. Das Chaos aber bleibt: Krieg gegen Gaza, Kriegsdrohung gegen Iran und Herrschaft der Dschihadisten in Syrien, um nur drei Beispiele zu benennen. Eines allerdings war neu: Am Ende verzichtete Trump tatsächlich auf eine Reise nach Jerusalem.

Saudi-Arabien wird von den USA Waffen im Wert von 142 Milliarden US-Dollar kaufen – der größte Waffenverkauf, den es je gab – und Investitionen in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar tätigen. Katar wird 210 Flugzeuge des US-Herstellers Boeing im Wert von 100 Milliarden US-Dollar kaufen – und eines gleich an die USA als Geschenk für Trump übergeben: „Der Rubel rollt“, wie man früher sagte. Wirtschaftsabkommen im Wert von insgesamt mehreren Hundert Milliarden US-Dollar wurden während der Reise vereinbart und manches förderte die privaten Unternehmen Trumps.

Darüber hinaus wurde ein Abkommen im Bereich Quantentechnologie zwischen Honeywell und Al Rabban Capital aus Katar unterzeichnet, das ein Volumen von bis zu einer Milliarde US-Dollar erreichen könnte.

Zu der Entourage des Präsidenten auf seiner Reise gehörten Vertreter der Top-Marken der US-Industrie: Amazon, OpenAI, Uber, Northrop Grumman, Palantir, Coca-Cola, Nvidia, Boeing und andere suchten ihren Anteil am Kuchen zu erhaschen.

Ein Thema blieb im Hintergrund: Die „Abraham-Accords“, die Normalisierung der Beziehungen zwischen den arabischen Staaten und Israel. Noch immer – und solange der Krieg gegen Gaza tobt – wird Saudi-Arabien die Beziehungen zu Israel nicht normalisieren können. Trump hat Verständnis dafür und weiß, dass Saudi-Arabien dabei seinem eigenen Zeitplan folgen wird.

Anders im Falle Syriens: Als Trump den Übergangspräsidenten Syriens, Ahmed al-Sharaa, traf und ein Ende der Sanktionen in Aussicht stellte, gab er ihm mit auf den Weg, doch die Normalisierung mit Israel zu bedenken. Das würde zum endgültigen Aus der Sanktionen gewiss beitragen.

Auch die Vertreter der Golfstaaten hatten eine Botschaft für Trump. Gerade weil sie einen wirtschaftlichen Rückschlag fürchten, falls es zu einem Krieg gegen Iran käme, betonten sie, wie wichtig ein Abkommen mit Iran wäre.

Trump seinerseits betonte, er suche nach einer friedlichen Lösung, aber wiederholte auch sein Mantra, Iran dürfe keine Atombombe haben – die allerdings der Iran auch nicht anstrebt.

Nicht nur die Frage der Normalisierung der Beziehungen zu Israel blieb während Trumps Reise im Hintergrund, auch die Forderung nach einem palästinensischen Staat spielte keine große Rolle. Die Vertreter Saudi-Arabiens wiederholten gegenüber Trump nur die üblichen Schlagworte.

Zum Krieg in Gaza wiederholte Trump sein Anliegen, die USA sollten das Gebiet übernehmen und es zu einer „Freiheitszone“ machen. Womöglich meint er damit Freihandelszone. Nachdem sein früherer Vorschlag, die Palästinenser sollten nach Jordanien und Ägypten vertrieben werden, auf Widerstand stieß, sucht die US-Regierung nach Alternativen. Eine davon: Eine Million Palästinenser sollten ausgerechnet nach Libyen emigrieren.

Vermutungen im Vorfeld von Trumps Reise, er könne einen palästinensischen Staat anerkennen, wurden enttäuscht. Im Gegenteil: Sein Ziel, die USA sollten Gaza übernehmen, würden einem palästinensischen Staat den Todesstoß versetzen – ganz im Sinne der israelischen Regierung.

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"Gigantischer Kommerz", UZ vom 23. Mai 2025



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