Zu „Grüner Stahl“, UZ vom 31. Juli

„Grüne“ Atomrenaissance

Im ökologischen Sinn „grünster“ Stahl ist der, der gar nicht hergestellt wird. Mit dieser Vorstellung setzt sich Fred Herger in seinem Beitrag aber nicht auseinander. Er beschreibt „grüne“ Stahlherstellung mit Hilfe von „grünem“ Wasserstoff: „Wasserstoff wird als Energieträger der Zukunft betrachtet. Als ökologische Alternative kann er nur gelten, wenn der zur Herstellung erforderliche Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird und so ‚grüner Wasserstoff‘ entsteht.“ Ist es wirklich realistisch, die Energiemengen, die für die Stahlherstellung notwendig sind, mit Wind- und Solarenergie zu erzeugen, also den mengenmäßig wichtigsten echten „grünen“ Energien?

Im Deutschlandfunk wurde am 4. März zum Thema mitgeteilt, dass allein die europäische Stahlindustrie für eine klimaneutrale Produktion einen Bedarf von jährlich 5,5 Millionen Tonnen Wasserstoff hätte, also der Strom aller AKWs Frankreichs dafür benötigt würde. Aber ist Stahl nicht zum großen Teil ersetzbar? Schon in den 1940er Jahren stellte Henry Ford sein Hanf-Auto vor, ein Auto mit einer Karosserie vor allem aus Hanf und Sisal. Das Projekt „Bio Concept Car“ (Hannover) forscht an dem Thema und baut damit Autos, die auf dem Nürburgring erfolgreich Härtetests unterzogen werden. So und nicht mit immer dünnerem Stahl ließe sich ultraleicht bauen. Das wird nicht im Profitinteresse der Stahl- und Automobilmonopole sein. Sie werden sich kaum darauf einlassen, ihre Fahrzeugflotten durch gesundgeschrumpfte, ultraleichte Elektromobilität zu ersetzen.

Die UZ-Ausgabe vom 31. Juli stand unter dem Titel „Hiroshima und Nagasaki – Nie wieder!“ Wir wissen, dass die „zivile“ Nutzung der Atomenergie sich niemals von der militärischen trennen lässt.

Manfred Engelbert, Die Linke, KV Göttingen

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"„Grüne“ Atomrenaissance", UZ vom 21. August 2020



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