Gab es da wirklich ein wenig Hoffnung für den Sudan? Am Donnerstag vergangener Woche teilte die Bürgerkriegsmiliz Rapid Support Forces (RSF) mit, sie sei bereit, dem Drängen von vier fremden Staaten, den sogenannten Quad, nachzugeben und sich umgehend auf einen Waffenstillstand mit Sudans regulären Streitkräften einzulassen, gegen die sie seit April 2023 erbittert Krieg führt. Die Quad – das waren die USA, Saudi-Arabien, Ägypten sowie die Vereinigten Arabischen Emirate. Was ihre Forderung, die Mordbrennerei sofort einzustellen, nicht gänzlich aussichtslos erscheinen ließ, das war der Umstand, dass mit den Vereinigten Arabischen Emiraten der bedeutendste Unterstützer der RSF involviert war. Dass die Miliz sich offen gegen ihre emiratische Schutzmacht stellen könnte, das galt als wenig wahrscheinlich. Denn die bezahlte nicht bloß das Gold, das die RSF aus Minen in der Region Dafur entnahm, mit gutem Geld; sie belieferte die Miliz auch regelmäßig mit Waffen.
Es war nicht das erste Mal, dass die Quad sich zum Krieg im Sudan zu Wort gemeldet hatten und dass sie für einen Waffenstillstand eingetreten waren. Es war aber das erste Mal, dass die RSF zu reagieren schienen; also war es wohl auch das erste Mal, dass die Emirate, der RSF-Waffenlieferant, es zumindest in Betracht zogen, mit ihrem Druck auf die Miliz ernst zu machen. Über ihre Gründe kann man bislang nur spekulieren. Tatsache ist aber, dass sich der Krieg im Sudan zu einem ernsten PR-Desaster für sie zu entwickeln begann. Das liegt daran, dass die Kriegführung der RSF auch rassistisch motivierte Massaker an Zivilisten umfasst. Bereits im Frühjahr 2023 metzelten die RSF, die aus den berüchtigten arabischen Dschandschawid-Milizen in Darfur hervorgegangen waren, in Al Dschunaina im Westen Darfurs vielleicht 10.000, womöglich aber sogar noch viel mehr Menschen nieder, die den Masalit angehörten, einer schwarzen Bevölkerungsgruppe. Schon die Dschandschawid hatten von 2003 an schwarze Einwohner in sechsstelliger Zahl umgebracht.
Das Gleiche zeichnete sich auch in Al-Faschir ab, einer Stadt im Norden Darfurs, die die RSF im Frühjahr 2024 umzingelt, die sie dann auch noch mit einem Sandwall abgeschottet und die sie systematisch ausgehungert hatten. Im Sommer 2025 gingen die Bewohner von Al-Faschir dazu über, Tiernahrung zu essen, wenn sie denn an welche gelangen konnten; immer wieder verhungerten Menschen. Regelmäßig kamen Bewohner von Al-Faschir bei Beschuss durch die RSF zu Tode. Als es diesen Ende Oktober gelang, die schwächer werdende Verteidigung der regulären Streitkräfte zu durchbrechen und die Stadt zu erobern, massakrierten sie erneut zahlreiche Bewohner. Videos von willkürlichen Massenexekutionen unbewaffneter Zivilisten, Berichte von Vergewaltigungen und von Foltermorden an Kindern machten die Runde. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen. Beobachter schätzten die Zahl der Todesopfer auf mehr als 2.000. Zahllose Bewohner von Al-Faschir harrten am Wochenende noch in ihren Häusern oder Verstecken aus; in Ermangelung jeden Lebenszeichens musste man hoffen, dass sie nicht auch umgebracht worden sind.
Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand aber blieb schwach. Einerseits setzten die RSF ihre Angriffe in Kordofan fort, einer ölreichen Region, die zwischen dem Niltal und Darfur liegt. In Dilling im Süden Kordofans kamen beim Beschuss eines Krankenhauses durch die Miliz mehrere Menschen zu Tode. Die Stadt, seit Juni 2023 von den RSF umzingelt, stand, wie schon zuvor Al-Faschir, am Beginn einer Hungersnot. Sudans reguläre Streitkräfte wiederum waren zu einem Waffenstillstand bloß bei Entwaffnung der RSF bereit; das kam einem Nein gleich.
Bliebe noch zu erwähnen, dass die RSF bei ihren Mordbrennereien auch westliche Waffen nutzen können. Nachgewiesen ist, dass sie Kriegsgerät eingesetzt haben, das Britannien einst an die Emirate verkaufte. Zu deren Waffenlieferanten zählt auch die Bundesrepublik. Ob die Emirate auch in Deutschland erworbene Rüstungsgüter an die RSF weitergegeben haben, ist bislang nicht bekannt. Denkbar ist es selbstverständlich.



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