Steven Cheung, eine Art Sprecher von Donald Trump, hat es nicht so recht begriffen: Er kritisierte das Nobelpreiskomitee dafür, den Friedenspreis an die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado zu geben, denn die Entscheidung habe „Politik über den Frieden“ gestellt. Richtig, aber die darin liegende Schlussfolgerung ist falsch.
Erstens gab es in der Geschichte nicht viele Friedensnobelpreisvergaben, die nicht Politik über den Frieden gestellt hätten. Genauer: Welche Art von „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ aus der medialen Ausschlachtung der Entscheidung zu machen wäre. Und zum anderen ist Machado für Trump eine exzellente Wahl, weil das Friedensnobelpreiskomitee damit ganz offiziell seine aggressive Venezuela-Politik gutheißt.
Die Gründerin der venezolanischen Oppositionsrplattform „Súmate“ („Mach mit“) und Chefin der rechten Partei „Vente Venezuela“ („Komm, Venezuela“) hat über Jahre derart oft eine militärische Intervention in ihr Heimatland gefordert, dass besagtes Komitee nicht ernsthaft sagen kann, es habe davon nichts gewusst. Es muss sich von ihrer Idee, Landsleute sterben zu sehen, angesprochen gefühlt haben.
Die Vergabe des angeblich weltweit wichtigsten Friedenspreises an Machado kann abermals nur als eine völlige Verdrehung der inhaltlichen Forderungen von Alfred Nobel verstanden werden, den Preis an die Person zu vergeben, die am meisten „für Brüderlichkeit zwischen den Nationen gesorgt, das Militär abgeschafft oder Friedenskongresse veranstaltet“ habe: Sie ist ganz im Gegenteil die Aufforderung, die Wünsche der Frau Machado umzusetzen.
Wenig überraschend war indes, dass Trump den Preis nicht bekommen hat. Die Sorgen norwegischer Politiker, dass Trump nicht wisse, dass die norwegische Regierung keinen Einfluss auf die Entscheidung habe, verstand das Komitee, indem es vorab publizierte, die Entscheidung sei bereits am Montag vergangener Woche gefallen, vor der Einigung im Gaza-Krieg – eine kaum verhüllte Botschaft an Trump, sich auf eine Enttäuschung einzustellen.
Sein Trostpreis Machado entspricht Orwells Diktum „Krieg ist Frieden“ aus „1984“. Ihre mutmaßliche Botschaft an ihn, eigentlich habe er den Preis verdient, mag ihn bestärken, mit Oslos Billigung Venezuela zu bombardieren. 2026 wird schließlich wieder ein Friedensnobelpreis vergeben.