Vor sage und schreibe 27 Jahren schlug eine kleine tapfere Truppe von DDR-Hassern aus Ost und West vor, an einem zentralen Ort in Berlin ein Bürgerdenkmal zu errichten, das „die befreiende Freude zum Ausdruck bringt, die der Mauerfall ausgelöst hat – ein Denkmal des historischen Glücks und der Freudentränen“. Warum aber ist bis heute nichts in Beton und Stahl gegossen? Bereits im Jahr 2000 brachten ostdeutsche Abgeordnete das Anliegen in den Bundestag ein, stießen aber auf Ablehnung. Erst am 9. November 2007 beschloss das Parlament die Errichtung des Denkmals auf dem Platz, an dem einst neben dem Berliner Schloss ein bronzener Kaiser Wilhelm I. auf einem Gaul turnte. 2009 startete die Bundesregierung einen Wettbewerb, dessen Jury nach der ersten Runde urteilte, „ein Viertel der Entwürfe“ sei „kompletter Schrott“. 2011 erhielt nach einer zweiten Ausschreibung die sogenannte Einheitswippe (von Fachleuten auch „Bundesbanane“, „volkspädagogische Rummelattraktion“ oder „Symbolgrütze“ genannt) den Zuschlag: Eine begehbare Schale von 50 Metern Länge und 150 Tonnen Gesamtgewicht, die durch Besucher ins Schaukeln geraten soll. Der Rest ist bundesdeutsche Normalität à la Stuttgart 21, Flughafen BER, Elbphilharmonie, Kölner Oper et cetera, also Unfähigkeit und Korruption: Baubeginn 2020, 2024 Insolvenz der Stahlbaufirma und bis Ende 2024 rund 17 Millionen Euro im Bau-Nirwana verschwunden. Am 2. Oktober 2025 titelte der Berliner „Tagesspiegel“: „Kein glückliches Ende für die Wippe in Sicht“. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer wolle aber demnächst den Bundestag unterrichten.

Ähnlich zäh gehen die Arbeiten am „Freiheits- und Einheitsdenkmal“ in Leipzig voran. 2008 vom Bundestag beschlossen, scheiterte dort 2014 ein Wettbewerb. Im April 2025 gab der Stadtrat den Startschuss, am 9. Oktober folgte nun die Grundsteinlegung: Für sechs Millionen Euro soll auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in den kommenden Jahren ein Park entstehen, in dem weiße Banner, Fahnen und Transparente aus Edelstahl stehen. Geplante Fertigstellung: 2029.
Es lässt sich sagen: Die deutschen Antikommunisten sind bei der Aufstellung ihrer Siegesdenkmäler lustlos. Ihre Ästhetik ist so verkorkst wie ihre Politik, gute, inspirierende Denkmäler wie die DDR können sie nicht. Das darf, sagten sich die beiden Koalitionsfraktionen im Bundestag, so nicht weitergehen, und brachten am 7. Oktober einen gemeinsamen Antrag (Drucksache 21/2026) ins Parlament ein. Der rammt endlich ein paar ideologische Leitkulturpflöcke ein, die der geistigen Verlotterung, das heißt dem DDR-Vergessen, Einhalt gebieten. Nach ritueller Aufzählung der vorgeschriebenen Vokabeln – „die Deutsche Einheit gehört zu den glücklichsten Ereignissen der deutschen Geschichte“, „die beiden Diktaturen in Deutschland“, „Unrechtsstaat“ (nur die DDR) – verlangen die Fraktionen die „Würdigung der Menschen“, die im ostdeutschen Staat „Widerstand“ geleistet hätten: „Dafür stehen die Freiheits- und Einheitsdenkmale in Berlin und Leipzig, das Denkmal zur Mahnung und Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktatur in Deutschland und das geplante Forum für Opposition und Widerstand“.
Noch einmal: Die beiden Denkmäler in Berlin und Leipzig sind bestenfalls im Bau, von den anderen Opferstätten deutschnationaler Gesinnung nicht zu reden. Jens Spahn, Matthias Miersch und Co. halluzinieren in Sachen „Deutsche Einheit“ offenbar deren Existenz und die dazugehöriger Denkmäler. Macht im Grunde nichts, je länger die Hässlichkeiten nicht da sind, desto besser. CDU/CSU und SPD haben außerdem vollauf damit zu tun, die deutsche Einheit auf Schlachtfeldern herzustellen. Antikommunistische Denkmäler sind da höchstens Ornament. Panzer, Drohnen, Munition und Wehrpflicht sind einfach wichtiger.