Das Festival der Jugend 2025 – ein Rückblick mit Andrea Hornung

„Müde, zufrieden und beeindruckt“

Unter dem Motto „Es ist Zeit für Widerstand!“ hat die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) am vergangenen Wochenende zum Festival der Jugend in Bottrop eingeladen. Mehr als 2.000 Besucher feierten zusammen, informierten sich, diskutierten, vernetzten sich und schöpften Kraft für kommende Kämpfe. UZ sprach mit Andrea Hornung darüber, wie das Festival lief und welche Signale von ihm ausgehen. Hornung ist Bundesvorsitzende der SDAJ.

UZ: Du hast vier Tage Festival der Jugend hinter dir. Wie geht es dir?

Andrea Hornung: Ich bin müde, aber sehr zufrieden und beeindruckt davon, was wir hier gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Die Stimmung auf dem Festival war trotz schlechten Wetters und nassen Zelten sehr gut. Ich habe von vielen Besuchern gehört, dass ihnen dieses Festival viel Kraft gibt für die kommenden Kämpfe und ihre weitere Arbeit. Das kann ich nur unterschreiben.

UZ: Welcher Programmpunkt hat dir am besten gefallen?

Andrea Hornung: Mein persönliches Highlight war das Camptreffen am Sonntagabend, noch vor den Konzerten. Dort hat Jan aus dem Odenwald davon berichtet, wie er gemeinsam mit Mitschülern an seiner Schule Solidarität mit den Beschäftigten im TVöD organisiert und eine SDAJ-Gruppe aufgebaut hat. Patrik Köbele hat uns aufgerufen, gemeinsam Unterschriften für den Berliner Appell zu sammeln und gemeinsam dafür zu kämpfen, dass die Herrschenden die Jugend, dass sie uns nicht für die Wehrpflicht bekommen. Die Stimmung war kämpferisch. Die Sprechchöre in Solidarität mit Kuba, Palästina und für den Sozialismus wollten kaum enden. Und wir haben so viele neue Mitglieder begrüßt, dass die Bühne kaum ausreichte.

UZ: Das Festival der Jugend wird ehrenamtlich organisiert. Die Organisation muss ein Kraftakt sein. Wie habt ihr den gestemmt?

Andrea Hornung: Das geht, weil schon vor dem Festival mehr als 200 Jugendliche bereit waren, neben Arbeit, Schule, Uni und neben ihrer sonstigen politischen Arbeit Verantwortung für das Festival zu übernehmen – ob für Strom, Programm, Versorgung oder Konzerte. Das geht, weil wir so viele Unterstützer hatten, die sich beim Festival eingebracht haben – allen voran die DKP, ohne die die Organisation für uns so nicht möglich gewesen wäre. Und das geht, weil die Festival-Besucher an diesem Wochenende gemeinsam angepackt haben und damit gezeigt haben, was wir mit Solidarität und mit unserer stärksten Waffe, der Organisation, gemeinsam erreichen können. Marx hatte recht: Die menschliche Kooperation ist eine beeindruckende Produktivkraft.

UZ: Die Diskussionsrunden und Workshops waren gut besucht.

Andrea Hornung: Wir hatten mehr als 70 Programmpunkte: Vom Kampf gegen die Wehrpflicht über die Kuba-Jugendkonferenz, Palästina-Solidarität, Widerstand gegen Stellenabbau bis hin zu der Frage, welchen Charakter Bildung im Kapitalismus hat und wie das Denken eigentlich in die Köpfe kommt. Daneben gab es ein breites Kultur- und Sportangebot. In den Runden, in denen ich war, wurde zum Beispiel diskutiert, mit welchem Ziel wir unsere Kämpfe führen. Am 8-Stunden-Tag zeigt sich, was unsere hart erkämpften Errungenschaften wert sind – aber auch, dass sie in diesem System immer wieder unter Beschuss stehen. Uns muss es deshalb vor allem darum gehen, in diesen Kämpfen Klassenbewusstsein zu schaffen.

UZ: Ihr hattet auch internationale Gäste zu Besuch.

Andrea Hornung: Es war für uns eine große Ehre, dass wir Schwesterorganisationen aus zwölf Ländern begrüßen durften. Darunter Suniel Sosa von der Unión de Jóvenes Comunistas (UJC) aus Kuba und der Vizepräsident des Weltbunds der Demokratischen Jugend (WBDJ), Adnan Mokdad, der aus dem Libanon kommt und dort bei seinem Abflug in unmittelbarer Nähe die Einschläge israelischer Bomben erlebte. Adnan hat uns gesagt, dass es für den WBDJ, für die kämpfenden Völker auf der Welt von hoher Bedeutung ist, dass wir hier im Herzen des Imperialismus Widerstand leisten und organisieren. Das Festival sei für ihn wie ein Zuhause gewesen, weil wir Genossen sind, weil wir es solidarisch organisieren, weil wir einen gemeinsamen Kampf führen, in Solidarität mit Kuba, Palästina, der Westsahara, gegen den Imperialismus. Wir alle, so Adnan, haben ebenso überall auf der Welt ein Zuhause bei unseren Genossinnen und Genossen, im gemeinsamen Kampf.

UZ: Dem Vertreter der Palestinian Democratic Youth Union (PDYU) wurde aus politischen Gründen die Einreise verweigert.

Andrea Hornung: Deutschland unterstützt den Völkermord Israels an den Palästinensern, finanziert ihn und macht ihn durch Waffenlieferungen möglich. Denn das deutsche Kapital braucht Israel als Verbündeten in der Region. Jede Solidarität mit Palästina wird kriminalisiert, die Versammlungsfreiheit wird eingeschränkt, Organisationen werden verboten, der palästinensische Widerstand wird verfolgt. Wenn jetzt Politiker wie Außenminister Johann Wadephul für die hungernden Menschen in Gaza Krokodilstränen vergießen und parallel Einreisen verhindern und weiter Waffen liefern und finanzieren, dann ist das nichts als Heuchelei und Lüge.

UZ: Welche Bedeutung hat das Festival der Jugend für die SDAJ?

Andrea Hornung: Auf einer Skala von 1 bis 10: 11. Nein, aber ernsthaft: Das Festival der Jugend ist ein wichtiger Ort für uns, um uns auch mit Bündnispartnern über vergangene Kämpfe und kommende Aufgaben auszutauschen, um Kraft zu tanken und Widerstand zu organisieren. Das Festival der Jugend ist keine sehr große Veranstaltung. Dennoch hatten wir in diesem Jahr trotz schlechten Wetters mehr als 2.000 Besucher und konnten die Zahl unserer Dauergäste im Vergleich zu 2023 auf einen neuen Rekordwert steigern, um 50 Prozent. Für uns ist das ein großer Sprung nach vorn.

UZ: Welche Impulse für ihre politische Arbeit nimmt die SDAJ von diesem Festival mit?

Andrea Hornung: Das Festival hat gezeigt, dass wir gemeinsam nach einem Plan arbeiten können, dass wir gemeinsam unsere Ziele erreichen können. Wir brauchen keine Unternehmer und keinen Profit. Und jetzt, wo ein großer Krieg vorbereitet wird, wo Rechtsentwicklung und Sozialabbau voranschreiten, wollen wir die Kraft aus dem Festival mitnehmen, um den Kampf dagegen aufzunehmen. Es ist Zeit für Widerstand!

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"„Müde, zufrieden und beeindruckt“", UZ vom 13. Juni 2025



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