Wie lässt sich der Tourismussektor wieder stärken – auch der Präsident diskutiert mit

Reisen hilft Kuba

Roland Armbruster

„Noch kein Licht am Ende des Tunnels – doch wenn es darum geht, die Revolution zu verteidigen, sind alle zur Stelle.“ – Der Titel der aktuellen „Cuba Libre“, der Zeitschrift der Freundschaftsgesellschaft BRD Kuba, macht Mut. Die Zeitschrift berichtet aus erster Hand von den täglichen Problemen auf der Insel, aber auch vom Umgang der Menschen damit und ihrem Willen, den Sozialismus und seine Errungenschaften zu verteidigen. Beiträge zur Geschichte Kubas, zur Kultur und zu den Debatten, die in Kuba geführt werden, gibt es in jeder Ausgabe. „Cuba Libre“ erscheint viermal im Jahr und kostet 3,50 Euro pro Ausgabe, ein Jahresabonnement kostet 12,50 Euro. Für Mitglieder der Freundschaftsgesellschaft ist der Bezug kostenlos. Im Folgenden drucken wir – leicht gekürzt und redigiert – einen Beitrag aus der aktuellen Ausgabe über den Tourismussektor:

Der kubanische Tourismussektor befindet sich in einer tiefen Krise. Noch im Jahr 2017 konnte Kuba auf 4,7 Millionen internationale Besucher verweisen – die Tendenz ging nach oben. Doch dann wirkten die verschärften Sanktionen der USA, die internationalen Krisen und die Corona-Pandemie. So waren 2024 nur noch 2,2 Millionen Touristen zu Gast auf der Insel. Diese Entwicklung stellt eine erhebliche Belastung für die kubanische Wirtschaft dar, die stark vom Tourismus abhängt.

Besonders stark war der Rückgang von Touristen aus Europa. Allein die Zahl von Besuchern aus Spanien sank um 27,1 Prozent, die aus Italien um 15,9 Prozent. Kanada blieb 2024 mit 860.877 Touristen das wichtigste Herkunftsland für den kubanischen Tourismus – gefolgt von Russland (185.816), den USA (142.450), der Bundesrepublik Deutschland (65.487), Spanien (65.054) und Mexiko (62.839). Gründe für den Rückgang sind an erster Stelle die Blockade durch die USA und die US-Sanktionen. Durch die Sanktionen können US-Bürger nur schwer oder gar nicht nach Kuba reisen. Durch die Einstellung von Fluglinien zum Beispiel von Florida nach Trinidad sind auch Kurzausflüge nach Kuba nicht möglich oder sehr viel umständlicher. In der Spitze waren es 1,6 Millionen US-Bürger, die nach Kuba reisten. Auch auf dem Kreuzfahrtmarkt gehen Kuba Kunden verloren, weil die Schiffe, die in US-amerikanischen Häfen anlegen wollen, vorher nicht in Kuba gewesen sein dürfen. Viele Reedereien haben daher andere karibische Zielländer gesucht. Auch die allgemeinen Versorgungsengpässe, die Stromabschaltungen und der Benzinmangel erschweren den Tourismus.

Wie kann der Tourismus wieder belebt werden? Wie können wir den Teufelskreis durchbrechen, dass es aufgrund mangelnder Finanzmittel Probleme mit der Qualität der Dienstleistungen gibt? Wie können wir die Lokomotive der kubanischen Wirtschaft wirklich stärken? Dies waren einige der Fragen, die bei einem Treffen zwischen Premierminister Manuel Marrero Cruz und Beschäftigten des Tourismussektors im Vorfeld des Tages des Tourismus im März 2025 im Vordergrund standen. Der Austausch war geprägt von wirtschaftlichen, sozialen und gewerkschaftlichen Fragen.

Miguel Díaz-Canel Bermúdez, Kubas Regierungschef und selber langjähriger Minister des Tourismussektors, betonte die Dringlichkeit der Suche nach Lösungen. Er sprach auch über die Rolle des Marketings und der Reisebüros, die Pflege der Kultur der Details, die Erfüllung der Kundenwünsche, die Ausbildung der Mitarbeiter und die Verbesserung des Arbeitsumfelds. Yusley Sánchez Enríquez, Direktor des Hotels Memories Jibacoa in Mayabeque, nannte zwei Variablen, die entscheidend seien: Personal und Kundenservice. „Die Mitarbeiter müssen geschult werden, und es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit sie sich bei ihrer Arbeit wohlfühlen“, so der Direktor. Jede Einrichtung müsse über einen Kundendienst verfügen, „der die Meinung der Kunden kennt“. Die Teilnehmer des Gedankenaustauschs bekräftigten, dass der Tourismus einer der am stärksten von der Verschärfung der US-Blockade betroffenen Sektoren sei, dass es den Beschäftigten jedoch „nicht an Biss und Herz fehlt, um weiterzumachen“.

Das Treffen war die Fortsetzung des vom Ersten Sekretär des Zentralkomitees der Partei und Präsidenten der Republik, Miguel Díaz-Canel Bermúdez, angekündigten Prozesses, mit den Arbeitern über die Umgestaltung des Tourismusmanagements zu diskutieren, um die Standards und die Wettbewerbsfähigkeit Kubas als Reiseziel wiederherzustellen. Marrero Cruz bezeichnete die Konferenz als „notwendigen Lernraum“ und rief dazu auf, die guten Erfahrungen, die dort ausgetauscht wurden, gemeinsam umzusetzen. „Wir leben in einer Kriegsökonomie, in einer äußerst komplexen Situation, und es ist dringend notwendig, dass der Tourismus wieder auf die Beine kommt und die Devisen erwirtschaftet, die das Land braucht“, so Cruz. Das sei zu einem großen Nutzen für die Beschäftigten und für unsere Gesellschaft. Angesichts der gegenwärtigen Schwierigkeiten dürfe man sich nicht darauf beschränken, nur zu widerstehen, sondern müsse sich weiterentwickeln, um den Tourismus wirklich zur Lokomotive der nationalen Wirtschaft zu machen.

Was bedeutet dies für die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba? Die Lesereisen nach Kuba, die seit einigen Jahren gemeinsam mit der UZ organisiert werden, sollten unbedingt fortgesetzt werden. Die Menschen, die nach Kuba reisen, sind trotz einiger Probleme in der Regel von ihren Erfahrungen in Kuba begeistert. Es lohnt sich, nach Kuba zu reisen. Kuba ist mehr als seine einzigartige Fauna und Flora. Es ist ein beeindruckendes Land mit einer reichen Kultur und bemerkenswerten Menschen. Das nehmen viele Reisende mit zurück. Diese Reisen helfen Kuba und der Solidaritätsarbeit der Freundschaftsgesellschaft.

Am 1. Mai in Havanna
Die nächste Lesereise „Auf den Spuren der Revolution“ von „Cuba libre“ und UZ findet vom 22. April bis 9. Mai 2026 statt. Sie führt in die Sierra Maestra, nach Santiago de Cuba, Santa Clara und nach Havanna – am 1. Mai.

Informationen und Anmeldung:
Telefon: 0221 2405120,
E-Mail: cuba-libre@fgbrdkuba.de oder
thomas.brenner@unsere-zeit.de

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Reisen hilft Kuba", UZ vom 25. Juli 2025



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Schlüssel.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit