Nimmt man die seit 2017 durchgeführte TUI-Jugendstudie als Maßstab, dann ist Europa mit Italien, Spanien, Polen, Griechenland, Deutschland, Frankreich und Britannien ausreichend definiert. Denn 16- bis 26-jährige Jugendliche aus diesen sieben der neunundvierzig europäischen Länder werden seit 2016 vom britischen Meinungsforschungsinstitut YouGov befragt, um für die Stiftung des Touristikunternehmens TUI „Einstellungen junger Europäer gegenüber Europa“ herauszufinden. Das klingt, als wurden junge Männer nach ihrer Freundin befragt – die Wahrheit ist aber, dass die weibliche Hälfte der Befragten ebenfalls als „junge Europäer“ firmiert und „Europa“ hier weder eine Dame ist noch ein Kontinent, sondern als eine Staatengemeinschaft ausgegeben wird.
Damit nicht genug. Aus diesen Staaten mit 375 Millionen Einwohnern gelten 6.700 Befragte, also 0,0018 Prozent, als statistisch repräsentativ. Und mehr noch: Bei den Umfragen kann mitmachen, wer sich dazu bei YouGov anmeldet. Lohnabhängige Jugend tut das wohl weniger.
Wissenschaft geht zwar anders, aber die Antworten fallen dafür wie gewünscht aus. Zum Beispiel fand YouGov heraus, dass eine EU-Mitgliedschaft bei (dem bei YouGov angemeldeten Teil) der britischen Jugend 71 Prozent Zustimmung gegenüber 7 Prozent Ablehnung hätte. 10 zu 1 – ohne rot zu werden. Nun, YouGov hatte schon 2016 eine Niederlage des Brexit-Lagers angekündigt.
Und so geht es auch weiter: „Zwei Drittel finden die EU für ihr Land positiv“; „Migration, Wirtschaft, Verteidigung und Klima sind als EU-Aufgaben vorrangig“; „Deutschland hat mit 71 Prozent die höchste Zustimmung zur Demokratie“. Die deutsche Jugend geht also erwartbar am leichtesten der impliziten Behauptung in der Fragestellung auf den Leim, die Demokratie sei eine Regierungsform. Und nicht etwa die Herrschaft des Volkes – unabhängig davon, wie und ob die Regierung gewählt und wie regiert wird. Und da Demokratie ihnen bestenfalls Mehrheitssuche bedeutet, sind die Deutschen natürlich auch bei dem Wunsch nach Abschaffung des Vetorechts in der EU mit Abstand weit vorn (61 Prozent).
Schon Jüngere begreifen die EU also korrekt als deutsches Geschäftsmodell. Das gesellschaftliche Sein prägt eben das Bewusstsein; und die TUI liefert dazu die Studie. Fast mehr als zur EU ist es eine über die Teilnehmenden selbst.