Zu extremer Ungleichheit

Unsozial macht reich

Die Reichen werden immer reicher und die Armen werden immer ärmer. Wird dies benannt, dann sprechen die Profiteure unseres Wirtschaftsmodells gerne von „Neiddebatte“. Doch selbst ein Beratungsunternehmen wie Capgemini, dem man sicher keine gewerkschaftliche Nähe unterstellen kann, kommt in seinem „World-Wealth-Report“ zu dem Ergebnis, dass es noch nie so viele Dollarmillionäre gegeben hat wie 2024. Und das ist ein Problem.

Der jüngste Oxfam-Bericht bezeichnete den Vermögenszuwachs der Superreichen als grenzenlos. Allein im vergangenen Jahr sei das Gesamtvermögen der weltweit knapp 2.800 Milliardäre um zwei Billionen von 13 auf 15 Billionen US-Dollar gestiegen und damit dreimal so schnell wie noch 2023. In der Folge besitzt das reichste Prozent der Weltbevölkerung mittlerweile 45 Prozent des weltweiten Vermögens. Zugleich leben 3,6 Milliarden Menschen weltweit unterhalb der von der Weltbank definierten Armutsgrenze.

Auch Deutschland zeichnet sich durch eine extrem ungleiche Verteilung von Vermögen aus. Nach Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung verfügen die reichsten 10 Prozent über 67,3 Prozent des gesamten Nettovermögens. Auf der anderen Seite besitzt die Hälfte der Bevölkerung gerade einmal 1,3 Prozent des Vermögens.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband gibt an, dass rund 13 Millionen Menschen in diesem Land von Armut betroffen sind, was rund 15,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Das ist der höchste Wert seit Erfassung der Zahlen im Jahr 2005.

Nicht nur die Vermögen, auch die Einkommen sind sehr ungleich verteilt. Während Topmanager und Spitzenverdiener sich von Jahr zu Jahr ein größeres Stück des Kuchens abschneiden, nimmt die Erwerbsarmut hierzulande kontinuierlich zu.

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist riesig und nimmt immer mehr zu. Unter dem Slogan „Sozial ist, was Arbeit schafft“ wurde der Niedriglohnsektor jahrzehntelang systematisch ausgedehnt. Während prekäre Beschäftigungsverhältnisse zunehmen, nimmt die Anzahl tarifgebundener Industriearbeitsplätze immer weiter ab.

Parallel dazu wurden und werden die Reichen und Superreichen mit zahlreichen Steuergeschenken bedacht. Das alles schreit nach einem steuer- und arbeitsmarktpolitischen Kurswechsel. Die Bundesregierung hat andere Pläne. Sie will den bisherigen Kurs halten und sogar noch beschleunigen.

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"Unsozial macht reich", UZ vom 13. Juni 2025



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