„Was ist denn los in diesem Land?“, fragt Tatjana Sambale zu Recht. Dietmar Bartsch, ein Politiker der Linkspartei der ersten Stunde, der „Demokratischen Sozialisten“, demonstriert, wie die Masken ohne jede Scham und Skrupel fallen. Eben ganz „demokratisch“ und dem Ziel von Beginn an verpflichtet, das da hieß: ankommen, ein DDR-Volk in die Gesellschaft des Kapitals überführen. Der Gipfel des Zynismus und Verrates ist es nun, die NVA-Reservisten auf das Schlachtfeld, das „Feld der Ehre“ zu führen. Einer „Ehre“, auf die sie nie vereidigt wurden. „Anerkennung der Lebensleistung der Ostdeutschen“ wird das verlogen genannt. Wie viel an Hohn und Spott werden Ostdeutsche noch ertragen? Vor dem Hintergrund solcher Demütigungen fragen sich Regierende, Politiker und Bürgerbewegte der Heldengeneration allen Ernstes, warum die sogenannte Mauer zwischen Ost und West nach 35 Jahren noch immer ein Thema ist. (…) Sie wissen, dass die DDR nicht wiederkehrt. Aber sie fürchten die Wahrheit über die DDR. Gereizt hören wir sie oft fragen, ob wir denn die DDR wiederhaben wollten. Was zahlreiche soziale Menschenrechte betrifft, dürften heute viele ernüchterte Helden der Revolution nichts dagegen haben. Nach 35 Jahren kann es nicht darum gehen, die DDR wiederhaben zu wollen. Aber sehr wohl geht es darum, eine Gesellschaft zu wollen, auf deren Weg die DDR längst war. Wir verteidigen das Erbe der DDR und stehen sowohl zu den positiven Erfahrungen als auch zu Defiziten und Fehlern, haben Kommunisten vor vielen Jahren bereits formuliert. Dafür gab es viel Unverständnis, selbst in den eigenen Reihen. Dass die DDR die „bisher größte Errungenschaft der deutschen Arbeiterbewegung“ und „1989 ein Sieg der Konterrevolution“ war, kann es daran heute wirklich noch Zweifel geben?
Was denn noch?
Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.
An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)
"Was denn noch?", UZ vom 10. Oktober 2025
![UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis] UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]](https://www.unsere-zeit.de/wp-content/uploads/2021/04/Banner_800x90_Probeabo_Rahmen.jpg)