Zu „Selenski auf Waffentour“, UZ vom 19. Mai

Wo ist sie geblieben?

Roland Winkler, Aue

Eine neue Männerfreundschaft zwischen Olaf und Wolodimir? Es sah danach aus. Erinnert es manche an die Männerfreundschaft von Helmut und Michail? Wie ist sie geendet? Wer hat wen betrogen? Wie ist es heute? Etwas peinlich schon, wenn man genau hinhört und -sieht. Mit leichtem Grinsen weiß Selenski, Waffenwünsche gehen mit jedem weiteren Besuch in Erfüllung. Scholz muss nicht mehr zum Krieg getragen werden, ziert sich nicht mehr. Wir liefern, helfen, solange es gebraucht wird. Es wird noch lange und viel gebraucht. Rheinmetall und Co. helfen uneigennützig, solidarisch. Für den Frieden natürlich. Michail war gefeierter Friedensbote und beerdigte verhassten Kommunismus. Die Nachkommen bis Putin haben Kapitalismus und Markt gelernt. Sodann wurden gelehrige Schüler zu erbitterten Feinden, obwohl sie nur getan haben, was Jahrzehnte ihnen empfohlen, von ihnen gefordert wurde. Wettbewerbsfähig um Markt und Macht sein, das ist alles andere als friedlich.

Was war das noch für eine bunte, große bis gewaltige Friedensbewegung, die um die Jahrhundertwende mit Forderung nach Frieden durch viele Städte Westdeutschlands zog? Was ist von ihr übrig? Wohin sind sie alle, wo der Frieden mehr denn je in Gefahr ist? Wie und woher die Gesinnungswende von Frieden zu Krieg, dem Fordern nach mehr Waffen, Rüstung und Menschenvernichtung auf allen Seiten? Mit Ostvergangenheit ist der Wandel kaum begreifbar. Friedenskampf war immer gegen das System gerichtet, gegen den Kapitalismus, der Krieg hervorbringt. Kluge Politiker des Westens wissen das bis heute. Aber sie sind nicht gefragt, wenn Krieg die Welt neu ordnen muss.

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"Wo ist sie geblieben?", UZ vom 26. Mai 2023



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