Appell der Hamburger Krankenhausbewegung

Jeden Tag sehen wir uns in der Pflicht, die würdevolle Behandlung
von PatientInnen gegen wirtschaftliche Interessen zu verteidigen.

In der jetzigen Situation sind wir bereit, uns der Krise zu
stellen. Wir sind bereit, alles zu tun um die Versorgung aufrecht zu
erhalten.

Wir schauen auf Italien und wir wissen nicht mit welcher Wucht uns
die Pandemiewelle treffen wird. Aber wir stellen uns darauf ein, in
überlangen Schichten zu arbeiten und unsere ganzen Ressourcen der
Versorgung der Patienten zur Verfügung zu stellen.

Um die Last vor allem auf die Intensivstationen so gering wie
möglich zu halten, möchten wir uns als erstes an die Hamburger
Bevölkerung wenden:

Leute, nehmt die Maßnahmen zur Eindämmung ernst!

Es geht darum, euch und die Menschen die euch am Nächsten stehen
zu schützen. Ihr tragt damit auch dazu bei, dass wir die
medizinische Versorgung aufrechterhalten können.

Nur wenn jetzt wirklich alle so konsequent wie möglich soziale
Kontakte vermeiden, wird es gelingen die Rate der Neuinfektionen
soweit zu verlangsamen, dass die Gesundheitsversorgung im Krankenhaus
nicht zusammenbricht.

Das heisst, auch bei dem schönen Frühlingswetter jetzt unbedingt
unnötige Kontakte zu vermeiden.

Wir wenden uns aber auch an die Arbeitgeber und den Staat,
wirklich alles zu tun, damit Menschen auch tatsächlich zuhause
bleiben können, ohne sich Existenzsorgen machen zu müssen.

Forderungen zur Corona-Krise

Grundsätzliche Haltung in der Krise

Was wir in der Krise vermissen, ist vorausschauendes Handeln.

Wir wissen nicht wie sich die Anzahl der Behandlungspflichtigen
und intensivpflichtigen Covid Patienten entwickeln wird.
Verantwortlich handeln bedeutet für uns aber, sich auch auf rasant
steigende Behandlungsfälle adäquat vorzubereiten. Die Erfahrungen
aus anderen Ländern müssen hier zugrunde zu gelegt werden.

Stand jetzt sind die Hamburger Krankenhäuser von den
Intensiv-Kapazitäten her nicht auf eine Entwicklung wie in
Norditalien vorbereitet. Weniger wegen technischer Kapazitäten,
sondern aufgrund von Personalmangel. Es geht jetzt also darum,
Bettenkapazitäten frei zu halten.

Darum ist es notwendig, wirklich konsequent elektive Maßnahmen
zurückzufahren.

Testen, testen, testen

Die Hamburger Entscheidung gegen Testzentren können wir nicht
nachvollziehen. Die Möglichkeit von massenhaften Tests ist ein
entscheidendes Mittel zur Senkung der Infektionsrate.

Testzentren können durchaus so organisiert werden, dass dort
keine erhöhte Infektionsgefahr besteht.

Aktuell kommen die Menschen in die Notaufnahmen, die in einigen
Häusern schon jetzt drohen, unter dem Ansturm zusammenzubrechen.

Und das Risiko zur Infektion von Patienten und
Krankenhausbeschäftigten steigt immens, wenn Menschen mit Covid 19
ungeschützt stundenlang im Wartebereich der Notaufnahme sitzen.

Selbstverständlich müssen auch Beschäftigte und Patienten in
den Krankenhäusern regelmäßig getestet werden. Es ist uns völlig
unverständlich, dass hier derzeit überhaupt keine Tests
stattfinden.

Hygiene rettet Leben

Was wir als Hamburger Krankenhausbewegung in der Vergangenheit
mehrfach kritisiert haben, ist der Personalmangel auch in der
Reinigung. Nach jetzigem Informationsstand könnte der Virus auf
Kontaktflächen noch tagelang infektiös sein. Schon vor der Krise
konnte in Krankenhäusern oft nur auf Sicht gereinigt werden.

Wir fordern daher eine sofortige deutliche Aufstockung des
Reinigungspersonals in allen Hamburger Krankenhäusern und der
Situation angemessene Schulungen.

Ressourcen

Was jetzt nötig ist, ist eine konsequente Mobilisierung aller
verfügbaren Ressourcen an Personal, Material und Geld für die
Gesundheit der Bevölkerung. Wir fordern bspw. die Einrichtung
zentraler Melde- und Koordinationsstellen für nicht in
Krankenhäusern arbeitendes Gesundheitspersonal, die bei Bedarf in
den Krankenhäusern und Testzentren unterstützen können. Es muss
beispielsweise auch die Möglichkeit für die bei der Stadt
arbeitenden Asklepios-Rückkehrer geben bei Lohnfortzahlung
freigestellt zu werden. Wir wissen dass einige dieser Kollegen dazu
bereit wären.

Transparenz

Die Öffentlichkeit weiß derzeit nicht, was der genaue Stand der
Vorbereitungen und Kapazitäten in den einzelnen Krankenhäusern ist.
Auch wir wissen zu wenig. Wir fordern daher Transparenz über
tatsächlich in den Häusern verfügbare Bettenkapazitäten,
Materialbestände und geplante Maßnahmen für den Notfall.

Einbindung

Wir brauchen jetzt einen interdisziplinären Krisenplan in jedem einzelnen Krankenhaus. Dazu fordern wir die sofortige Einrichtung erweiterter Krisenstäbe an den Häusern. Hier müssen qualifizierte Vertreter der betroffenen Bereiche einbezogen werden, um mit ihrem Fachwissen die notwendigen Maßnahmen auf den Weg zu bringen und durchzuführen. Beispielsweise bezüglich Trainings, Qualifizierungsketten und Erfassen der Ressourcen und Kompetenzen auf den Stationen und Bereichen.

Quelle: Hamburger Krankenhausbewegung



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