Zu den Leserbriefen zu „Bedingungslos zerstritten“, UZ vom 14. Oktober

Arbeitskampf oder Appelle?

Florian Hainrich, Kiel

Nicht auf das Wollen kommt es an, sondern darauf, was das eigene Handeln objektiv bewirkt. Das sollten sich Robert Diedrich und Gert Winkelmeier hinter die Ohren schreiben. Es mag ja sein, dass die meisten Anhänger eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) eine andere Konzeption verfolgen. Aber wenn wir die realen Wirkungen betrachten, wird es schnell sehr düster. Das BGE beendet nämlich die Logik beziehungsweise den Zwang, dass der Lohn die Reproduktionskosten der Arbeitskraft decken muss. Die Folge ist auch relativ klar: Sinken der Löhne beziehungsweise der Lohnkosten durch Intensivierung der Arbeit. Denn der Preis der Ware Arbeitskraft schwankt um die zu seiner Reproduktion notwendigen Geldmenge. Welche ohne Frage einem historisch-moralischen Moment unterliegt, also nicht nur der puren stofflichen Reproduktion des eignen Lebens inkludiert. Sinkt dieser Bedarf allerdings durch eine staatliche Zahlung, wird das Kapital ohne Zweifel versuchen, Löhne zu senken. Beim aktuellen Stand der Arbeiterbewegung in diesem Land wird das Ergebnis nicht gerade klasse. Noch dazu wird der Kampf verschoben. Nun geht es um das BGE, anstatt endlich anzufangen, unseren Ausbeutern, die jeden Euro aus uns herausgepresst haben, das Geld abzunehmen.

Wo sind die Ausgangsbedienungen für das erfolgreiche Kämpfen besser? Dort, wo im betrieblichen Kampf der Streik als Mittel eingesetzt wird, oder in den Appellen an den Politikbetrieb dieses Klassenstaats, es doch bitte netter zu gestalten? Die Antwort sollte jedem klar sein.

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"Arbeitskampf oder Appelle?", UZ vom 25. November 2022



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