Deutschlands Meinungsführertreffen

Man stelle sich einen Ort vor, an dem alles genau so ist, wie es sich bürgerliche Ideologen ausmalen. Einen Ort, an dem Joachim Gauck einen „Freiheitspreis“ bekommt und wo Carlo Masala als begehrter Vortragsredner gilt. Gesponsert von großen Konzernen und unter Schirmherrschaft von Markus Söder: Herzlich willkommen beim „Ludwig-Erhard-Gipfel“ am Tegernsee. Veranstaltet wird „Deutschlands Meinungsführertreffen“ von der Weimer Media Group, einem beschaulichen Familienunternehmen, das zur Hälfte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gehört – zur anderen Hälfte seiner Frau. Seit Kurzem ist aber Ärger im Paradies: Geht es am Tegernsee, bei dieser Ansammlung von Tugend und Ehrlichkeit, vielleicht nicht mit rechten Dingen zu? Bis zu 80.000 Euro soll Weimers Unternehmen kassiert haben, um zahlungskräftigen Managern Zugang zu deutschen Ministern zu ermöglichen. Wer das Premium-Paket gebucht hat, konnte dem gemieteten Minister (oder der Ministerin) sogar in einer „Besprechungslounge für vertrauliche Gespräche“ nahekommen. Nun ist von Korruption die Rede. Dabei müsste man Weimer dankbar sein. Wer sich schon immer gefragt hat, wie teuer diese „demokratischen Werte“ eigentlich sein sollen und wo man sie kaufen kann, ist seit der vergangenen Woche schlauer.

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"Deutschlands Meinungsführertreffen", UZ vom 21. November 2025



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