Der Papst ist tot. Am Ostermontag hat Franziskus zum letzten Mal gesegnet – und zwar das Zeitliche. Am vergangenen Samstag ist er beerdigt worden, ab dem 7. Mai geht die Wahl seines Nachfolgers los. Wählbar ist jeder unverheiratete, getaufte männliche Katholik, der älter als 35 Jahre ist. Wahlberechtigt sind die Kardinäle, die am Tag vor dem Eintritt der Sedisvakanz (also dem Vakantwerden des Bischofssitzes von Rom zum Beispiel durch den Tod des Papstes) ihr 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Das sind in diesem Jahr wahrscheinlich 135, mindestens einer wird aus Gesundheitsgründen fehlen.
Diese 134 werden also – so will es die Tradition – ohne Kontakt zur Außenwelt in der Sixtinischen Kapelle eingesperrt und wählen so lange, bis einer eine Zweidrittelmehrheit erreicht. Nach jedem Wahlgang werden die Wahlzettel mit Chemikalien verbrannt, so dass schwarzer Rauch über der Kapelle aufsteigt, bis schließlich einer gewonnen hat. Dann wird der Rauch weiß gefärbt und auf einem Balkon am Petersplatz wird verkündet: „Habemus Papam.“
Es ist ein ritualisierter Zauber, der seinesgleichen sucht – und doch lange nicht so geheim, wie die Katholische Kirche es gern hätte. Und natürlich sind die Zeiten vorbei, in denen weltliche Herrscher die Kardinäle mit Eingesperrtsein bei Wasser und Brot zu einer Entscheidung drängten – das war zu Zeiten, als die Papstwahl – also das Konklave – schon mal Jahre gedauert hat. Heutzutage sind das eher vier Tage, die Zeit zwischen den Wahlen verbringen die Kardinäle komfortabel in den Gästehäusern des Vatikan.
Trotzdem, der Hokuspokus übt eine gewisse Faszination aus. Zeit, sich einen Film anzuschauen, der zur Empörung vieler nur mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Den erhielt Peter Straughan für das beste adaptierte Drehbuch, als Vorlage hatte der Roman „Konklave“ von Robert Harris gedient.
Und da sitzt man dann da, mit Snacks und gesundem Halbwissen über den Katholizismus, und versichert sich mit dem Mitgucker immer wieder, dass das ja ein toller Film sei – eine Art Thriller im Vatikan. Denn der Papst stirbt und die Kardinäle versammeln sich, um seinen Nachfolger zu bestimmen. Einer von ihnen ist der britische Kardinal Thomas Lawrence (Ralf Fiennes), der als Dekan des Kardinalskollegiums das Konklave leitet. Wird der neue Papst die „fortschrittliche“ (solange man das in Fällen der Katholischen Kirche sagen kann) Linie des alten Papstes fortsetzen, oder wird ein Ultrakonservativer demnächst auf dem Stuhl Petri sitzen?
Und so reiht sich in dem Film Intrige an Enthüllung an Intrige (mit dem Kontakt zur Außenwelt nehmen es die Mitglieder des Konklave im gleichnamigen Film nicht so genau) und man könnte ganz wunderbar unterhalten sein. Die Besetzung ist erstklassig, die Musik stimmig, die Bilder phänomenal (der für die Kamera verantwortliche Stéphane Fontaine arrangiert die Männer in den roten Roben wie für Fotografien). Wäre da nicht das Ende.
Es ist nicht gespoilert, wenn an dieser Stelle verraten wird, dass am Ende eines Films namens „Konklave“ eine neuer Papst gewählt wird. Leider ist die Geschichte um diesen Papst (für die, die es wissen wollen, steht sie in den Wikipedia-Einträgen zu Buch und Film) so albern, dass sie den Film ad absurdum führt. Ein Deus ex machina, der dem Autor zwar einen Schluss ermöglicht, den Zuschauerinnen und Zuschauern aber jegliche Zufriedenheit vorenthält. Bleibt nur, leicht genervt ins Bett zu gehen. Und darauf zu warten, dass weißer Rauch über den Petersplatz weht. Dann wissen wir, ob der neue Papst eine Stimme für den Frieden ist oder ob er dem NATO-Lager angehört.
Konklave
Regie: Edward Berger
Unter anderem mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rosselini, Lucian Msamati und Sergio Castellitto