Die Freude war groß in den Trümmern des Gaza-Streifens, als deutlich wurde, dass es zu einem Waffenstillstand kommen und der Tod durch Bomben und Not zumindest vorübergehend ein Ende finden würde. Unzählige Menschen machten sich auf den Weg zurück in den Norden, schon bevor der Waffenstillstand in Kraft trat – und trotz der Drohungen des israelischen Militärs.
Waffenstillstand und Hilfslieferungen geben den Menschen in Gaza ein wenig Erleichterung, obwohl die Frage bleibt, wie sie die nächsten Monate ohne feste Unterkünfte überstehen können. Und offen bleibt, was die langfristigen Auswirkungen der Mangelernährung auf Kinder und Jugendliche sein werden.
Die Stimmung in Israel dagegen beschreibt ein Beitrag in der „Jerusalem Post“: „Dankbarkeit und Erschöpfung, Erleichterung und Angst, Feier und Unbehagen“. Vorerst scheint auch Israel nicht mehr in der Lage, den Krieg wieder aufzunehmen und fortzusetzen – obwohl das Ziel, die Hamas zu zerstören, weit verfehlt wurde.
Die wirtschaftlichen Folgen der Einberufungen, die toten, verletzten und traumatisierten Soldaten blieben nicht ohne Wirkung auf die israelische Gesellschaft. Aus der einstmals „einzigen Demokratie im Nahen Osten“ wurde ein offener Apartheidstaat, und seit Kriegsbeginn ein Staat des Genozids, der sich international zunehmend isolierte.
Tatsächlich sind Trumps 20 Punkte kein Friedensplan, noch nicht einmal ein Plan. Sie sind bestenfalls eine unbestimmte Skizze. Selbst die Frage, wie die anstehenden Hilfslieferungen verteilt werden sollen, ist nicht geklärt. Sollen die Beschränkungen für die UNRWA aufgehoben werden, oder soll womöglich die ominöse „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF) die Hilfe weiter verteilen?
Es ist schon der dritte Waffenstillstand, nach denen im November 2023 und Januar 2025. Bisher weigerte sich Israel, einen langfristigen, womöglich permanenten Waffenstillstand zu akzeptieren. Nun scheint Israel dazu bereit, und die USA geben Garantien dafür; wobei ungewiss ist, welche Bedeutung diese Garantien wirklich haben werden.
Der Waffenstillstand ist lediglich die erste Stufe, die schwierigen Verhandlungen stehen noch bevor: Wird die Hamas die Waffen abgeben, bevor es einen palästinensischen Staat gibt? Werden wirklich Donald Trump und Tony Blair mit ihren Milliardärsfreunden Gaza übernehmen? Frühere Waffenstillstandsvereinbarungen kamen nicht über die jeweils erste Stufe hinaus, bevor Israel die Bombardierungen wieder aufnahm. Bei vielen Menschen in Gaza herrscht deshalb Skepsis, ob der Waffenstillstand von Dauer sein wird.
Die israelische Rechte gibt sich empört über den Waffenstillstand. Ayelet Lash, einflussreiche Influencerin, hofft, dass Benjamin Netanyahu unmittelbar nach der Befreiung der Geiseln den Krieg fortsetzen wird.
Und Har Melech, eine Knesset-Abgeordnete von Itamar Ben-Gvirs Partei, schrieb in einem Beitrag für den israelischen „Channel 7“: „Ein Deal, in dem auch nur ein Unterstützer der Hamas am Leben bleibt, ist ein krachender Fehlschlag“.
Die Hamas, der Islamische Dschihad und die Volksfront zur Befreiung Palästinas haben mittlerweile in einer gemeinsamen Erklärung Trumps und Blairs kolonialem Projekt eine Absage erteilt. Und Hamas verfolgt weiterhin das Ziel, einen souveränen, unabhängigen Staat Palästina mit Jerusalem als seiner Hauptstadt zu erreichen.