Betr.: Leserbrief von Tim Engels. UZ vom 5. Februar 2016 und andere Beiträge

Es geht auch um das Geschlechterverhältnis

Von Michael Stiels-Glenn, Recklinghausen

Ich verfolge kritisch seit langem den Geschlechterdiskurs innerhalb der DKP. Der erhielt neue Nahrung durch die Geschehnisse am Silvesterabend in Köln, der auch von Mitgliedern der DKP aufgegriffen wurde, ohne dass diese a) die notwendigen Informationen haben und b) hierzu einen Klassenstandpunkt einnehmen. Deshalb begrüße ich den Leserbrief von Tim Engels in der UZ vom 5. Februar, der zu Recht darauf hinweist, dass Strafverschärfungen niemals links sind.

Dies wird sowohl von Stoodt als auch von Barbara Kuprat völlig außer acht gelassen. Mir geht es allerdings nicht nur um das rassistische Ausschlachten dieser Vorfälle: Ulla Jelpke wies in einem Kommentar in der UZ darauf hin, dass in rassistischen Internetseiten zu Falschanzeigen aufgerufen wurde; ich nehme an, das geschah in Köln.

Es geht aber auch um das Geschlechterverhältnis insgesamt. Mir ist klar, dass dieses Thema aus realpolitischen Gründen in der DKP derzeit weit unten auf der Agenda steht. Aber bei jedem Einzelfall kommt dann der empörte Aufschrei einiger Genossinnen, auf rein moralischer Basis, das Geschlechterverhältnis mit den Klassenverhältnissen verwechselnd.

Und hier scheint mir eine Schwäche zu liegen: sich als Marxistinnen über Männer, Frauen, die Sexualität (weit mehr als nur Reproduktivkraft und so mächtig, dass sie für alle möglichen Zwecke eingesetzt wird) einmal zu verständigen und das zu tun, was Robert Steigerwald wiederholt der eigenen Partei empfahl: Sich mit neuen Diskussionen in der Wissenschaft aus­einanderzusetzen und dabei nicht die realen Zustände mit den eigenen Wunschträumen zu verwechseln.

Sexismus ist ein beliebter Begriff, hinter dem alles Mögliche stecken kann. Ich halte es für sinnvoll, entsprechend breit zu diskutieren.

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"Es geht auch um das Geschlechterverhältnis", UZ vom 19. Februar 2016



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