Zu der Artikelserie von Jörg Lang zum Sozialstaat, UZ vom 25. Oktober, 1. und 8. November

Es ist ein Graus

Alexander Simmen, per E-Mail

Zunächst ein Dank an Jörg Lang für die Einblicke in die Erfahrungen aus seiner Arbeit. Ich studiere Soziale Arbeit – und es ist ein Graus. Dozierende verklären die asozialen Verhältnisse in der BRD als gottgegeben oder als gerecht. In Diskussionen mit Kommilitonen zeigt sich, dass viele ein Bild von Armut in Deutschland haben, bei dem „man doch einfach etwas beantragen müsse“, und schon sei für einen gesorgt. Wie Menschen täglich drangsaliert, ihre Bedürfnisse bagatellisiert, die Forderungen der mit ihnen solidarischen Menschen als gierig dargestellt werden, ist kaum im Bewusstsein der Studierenden und – ich würde behaupten – der Deutschen angekommen. Die schlechte Lage von Menschen wird ignoriert, Stereotype werden nicht hinterfragt. Und dabei sollten wir in der Sozialen Arbeit doch die Menschen sein, die später an vorderster Front, auch in der täglichen Lohnarbeit, für die Sache der Unterdrückten einstehen! Es ist manchmal zum Verzweifeln.

Bewusstsein darüber, dass es einen deutschen Staat gab, in dem die Zustände einmal andere waren, ist gar nicht vorhanden. Die DDR sei Unrechtsstaat, die Planwirtschaft nicht mit heute zu vergleichen (was ja sogar stimmt), und wir sollen uns die Armen eben heute im Gegensatz zu früher nicht mehr leisten können.

Umso wichtiger, dass Aufmerksamkeit auf die Zustände gelegt und dem imperialistischen Apparat mit Aufklärung und Empathie begegnet wird. Insofern noch mal: danke für die Artikel-Reihe! Sie hat mich in mehreren Punkten bestätigt und Futter für Argumentationen geliefert. Ich hoffe, noch viele Artikelserien derartigen Kalibers in der UZ zu lesen.

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"Es ist ein Graus", UZ vom 22. November 2024



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