Kunstausstellung auf der XXI. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 9.1. 2016

Es wird werden!

Die Bezeichnung „Gruppe tendenzen“ knüpft an die gleichnamige Kunstbewegung progressiver Künstler/innen in der alten BRD in den 70er und 80er Jahren an. Diese entstand aus der Kritik an der Kunst, die gesellschaftliche Probleme ausblendete, und andererseits aus dem Bedürfnis, Kunst und Kultur für den Alltag zu entwickeln und das Leben der arbeitenden Menschen als Subjekt in die Bildende Kunst zu bringen. Theoretisch begründet, motiviert und begleitet wurden diese Künstler/innen u. a. durch die vom Kunsthistoriker Dr. Richard Hiepe herausgegebene Zeitschrift „tendenzen – Zeitschrift für engagierte Kunst“.

Das macht Mut: Auch in diesem Jahr folgten wieder sehr viele Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland dem Aufruf der „Gruppe tendenzen Berlin“ und der Tageszeitung „junge Welt“ und sandten ihre künstlerischen Beiträge für die 3. Kunstausstellung in Folge. 40 von ihnen stellen sich nun mit nahezu 100 Exponaten einem interessierten Publikum vor.

Diese Künstlerinnen und Künstler mischen sich mit überzeugendem Engagement ein, sie gestalteten ihre persönliche Sicht auf das Thema mit unterschiedlichen Sujets, und in verschiedensten Techniken: Objekte, Skulpturen, Aquarelle, Fotos, Grafiken, Radierungen, Collagen sowie Ölbilder. Dabei bleibt kaum ein Lebensbereich ausgeklammert: Alexej Brykowsky aus Berlin, bringt mit der Bezeichnung „Hartz-IV-Kunst“ ein umfangreiches Mobile zum Tanzen. Ahmad Amin aus Berlin zeigt auf seinem Acrylgemälde in expressiven Farben ein mit Flüchtenden überbeladenes sinkendes Boot, im Hintergrund brennende Ruinen, Mauern, Dunkelheit, Trauer und Bestürzung. Die Situation der unzähligen, vor Krieg und Elend flüchtenden Menschen findet sich in mehreren Bildern wieder. Ursachen werden bildhaft benannt, Zusammenhänge verdeutlicht, Lügen und Heuchelei der politisch Verantwortlichen enttarnt, auch „wenn sie schwer zu fassen sind“, wie Rudolf Sittner eine Radierung betitelt. Dem Betrachter öffnen sich Erlebniswelten: mit zartem Strich oder expressiv, voll wahrhaftigem Mitgefühl, satirisch und ernst, feinnervig oder in großzügiger Gestik, verbindlich oder auch kompromisslos, jedoch immer Partei ergreifend gegen Gewalt und Krieg, für die Leidenden, für die Betrogenen und vor allem für Frieden. Gerrit Marssen präsentiert in dieser Ausstellung sein drittes Triptychon zu Lateinamerika: diesmal eine Hommage an den hinterhältig ermordeten Anführer der Farc in Kolumbien. Sein farbenprächtiges Bild ist aber auch eine Liebeserklärung an die wunderschöne Natur Südamerikas, Artenreichtum, für uns Europäer fast unvorstellbar schöne Farben, darin ein einzelner Mensch: Fülle und Leere, Liebe und Trauer: Kontrast als Protest.

Mark Twain lässt in seinem Buch „Tagebuch von der Erde“ Satanael gegen Gott protestieren, weil er so viel und grausamstes Unrecht an den Menschen und unsägliches Leid zulässt und nicht eingreift. Nein, wir brauchen weder Gott noch andere Herren, wir müssen uns selbst kümmern und zusammen die Dinge verändern – auch mit Kunst als Waffe.

„Es wird werden“, optimistischer als Ulrich Stettner aus Berlin kann man sein Bild nicht betiteln. Fügen wir noch hinzu: Es muss werden!

Die Vernissage findet beim Café K in der 2. Etage um 10:30 Uhr mit Musik der Band „Mikscifona“ statt. Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Es wird werden!", UZ vom 18. Dezember 2015



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit