Zu „Kein Dauerzustand“, UZ vom 22. Januar

Geschäft des Klassenfeindes

Joachim Kullmann, per E-Mail

Als Betriebsratsvorsitzender kann ich der Argumentation von Rolf Geffken 100-prozentig zustimmen. Leider verstehen viele „Linke“ heutzutage nicht mehr, dass gewisse Kampagnen (auch die für das „Bedingungslose Grundeinkommen“ gehört dazu) zwar vorgeben, „Arbeitnehmerinteressen“ zu vertreten, tatsächlich aber das Geschäft des Klassenfeindes betreiben. Eine Betriebsversammlung oder auch Betriebsratsarbeit im Heimbüro beziehungsweise in Heimarbeit ist nicht sinnvoll für uns und fördert das Misstrauen, das der Kapitalist unter uns tragen möchte.

Nicht nur in meinem Betrieb, sondern auch in anderen, auch zum Beispiel Behörden, kenne ich eine Mehrheit von Kollegen, die alles daran setzen, nicht in die Vereinzelung nach Hause gejagt zu werden. Die irrationalen Ängste, die heute um sich greifen, werden durch solche Maßnahmen noch verstärkt. Wer mit den Werktätigen (und auch Arbeitslosen) arbeitet, weiß, wie stark die psychischen Probleme bis hin zu Suiziden deshalb zugenommen haben.

Problematisch ist auch die Forderung nach einem #Totallockdown zu diesem Zeitpunkt. Da ihr gerne nach China schaut, guckt doch mal genauer hin.

Drastische Maßnahmen können in einer Anfangsphase offenbar hilfreich sein, weshalb man dort bei Neuausbrüchen wohl auch gleich wieder danach greift – als sozusagen chirurgisch genaue Maßnahme. Schaut genauer hin, was man in China alles unternommen hat. #ZeroCovid hier und jetzt wäre einfach nur naiv.

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"Geschäft des Klassenfeindes", UZ vom 12. Februar 2021



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