Der Historiker Anton Latzo warnte am 8. Mai vor der Geschichtsfälschung der Herrschenden – vor dem Museum in Berlin-Karlshorst, dem Ort, an dem das faschistische Deutschland am 8. Mai 1945 die Kapitulationsurkunde unterschrieb. Wir dokumentieren die Rede in voller Länge:
Liebe Freunde aus Nah und Fern,
um der Befreier zu gedenken, um sie zu ehren und uns zu nutzen, haben wir uns an diesem historischen Ort unter der Losung „Frieden und Freundschaft mit Russland und China“ versammelt.
In diesem Gebäude hat das faschistische Deutschland, dessen herrschende Klasse – die Kapital- und Machtbesitzer – auszog, ein tausendjähriges Reich zu errichten, bedingungslos kapitulieren müssen!
Die große Schlacht um Berlin, die zur endgültigen Niederlage der Hauptkräfte der deutschen Truppen, zur Einnahme Berlins, zum Hissen der Roten Fahne auf dem Reichstag und zur Vereinigung mit den Kräften der Westalliierten führte, begann am 16. April 1945.
Insgesamt nahmen mehr als 3,5 Millionen Menschen an der Schlacht um die Zukunft teil. Soldaten, und an ihrer Seite kämpfend, Partisanen und Widerstandskämpfer haben ihr Leben verloren.
Auf dem Boden der Sowjetunion machten die faschistischen Aggressoren bekanntlich 1.710 Städte, 73.000 Dörfer und Siedlungen zu verkohlten Ruinen. Fast 32.000 sowjetische Betriebe wurden zerstört. Dazu kommen zehntausende Schulen, Hochschulen, Krankenhäuser und Kulturschätze.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Vernichtung „minderwertiger Völker“ durch Mord, Terror, Hunger, Sterilisation und andere barbarische Methoden betrieben wurde. Das gehört zum Faschismus, der die Aufgabe hat, die Klassenherrschaft des Kapitals, der Finanz- und Industriemagnaten, zu erhalten.
Es gibt also Ereignisse, die von der Zeit nicht verdrängt werden dürfen. Wir haben kein Recht, die Todeslager und Folterkammern der Faschisten, die Hinrichtung von Menschen, die Schändung der Werte der menschlichen Zivilisation zu vergessen, wenn wir überleben und eine humanistische Gesellschaft wollen. Insgesamt forderte der Krieg mehr als 100 Millionen Menschenleben. Über 27 Millionen waren Bürger der Sowjetunion. Ihr Vermächtnis wollen wir erfüllen und für Frieden, Sicherheit und für progressive Entwicklung kämpfen.
Liebe Freunde,
die entscheidenden Schläge der Roten Armee haben die Voraussetzungen geschaffen, dass im Frühjahr 1945 Bedingungen geschaffen waren, um ein neues Kapitel in der Geschichte Deutschlands und der Menschheit aufzuschlagen. Aus den Widerstandsbewegungen in den kapitalistischen Staaten Westeuropas erwuchs eine starke Strömung zur Erneuerung der Gesellschaft. In einer Reihe von Ländern wurden volksdemokratische Revolutionen durchgeführt, die Befreiungsbewegung begann, das Kolonialsystem zu zerschlagen.
Es waren aber gerade zwei Jahrzehnte vergangen, seit der deutsche Imperialismus und Militarismus angetreten war, die Welt „neu zu ordnen“. Im Westen hatten sich bereits neue Anwärter auf die Weltherrschaft formiert. 1947 wurde die Truman-Doktrin, wonach die USA die Führung der ganzen Welt übernehmen müssten, verkündet. Deutschland und die Welt wurden deshalb gespalten. Restauration und Remilitarisierung waren die Grundprozesse in diesem Teil der Welt. Sie führten zur Gründung der BRD.
Es mussten erst vierzig Jahre vergehen, bis der oberste Vertreter des Staates, Bundespräsident Richard von Weizsäcker, den 8. Mai 1945 einen „Tag der Befreiung“ nannte.
Aber schon am 14. März 1952 erklärte der Quasi-Außenminister Konrad Adenauers, Walter Hallstein, auf einer Pressekonferenz nach Gesprächen in Washington, dass die Bonner Regierung die Integration Europas bis zum Ural anstrebe.
Die „Frankfurter Allgemeine“ kommentierte dazu am 14. März 1952: „Durch den Mund des deutschen Staatssekretärs erfährt die deutsche Öffentlichkeit unseres Wissens zum ersten Male das eigentliche Ziel, das sich die Führer der westlichen Diplomatie gestellt haben, seitdem ihre Bemühungen begannen, die Bundesrepublik in die Gemeinschaft der westlichen Völker einzubauen. Der Staatssekretär nennt die Etappen des einzuschlagenden Weges: die Eingliederung der Bundesrepublik in den Westen, das Ende der deutschen Spaltung, der Zusammenschluss des freien westlichen mit dem von Bolschewismus befreiten Europa – bis zum Ural.“ Und Bundeskanzler Adenauer sagte schon in Vorbereitung dieser Reise am 10. Februar 1952 in Freiburg im Breisgau: „Der beste Weg, den deutschen Osten wiederzuerlangen, ist die Wiederbewaffnung innerhalb der Europa-Armee“.
Aber vergleichen wir das mit den folgenden Vorgängen und mit der Situation von heute – mit der aktuellen Politik Deutschlands: Kriegstüchtigkeit, „Russland ruinieren“, der EU und der USA in der Ukraine und in Osteuropa, gegenüber Russland und der VR China!
Diese Situation ist, wie wir sehen, Ergebnis einer von den Imperialisten gewollten und über Jahrzehnte bewusst verfolgten Politik!
Deshalb ist es notwendig, immer wieder darum zu kämpfen, dass die historische Wahrheit erhalten und verbreitet wird. Tatsache ist, dass man heute noch immer oder schon wieder dabei ist, die historische Wahrheit auf den Kopf zu stellen. Wider besseres Wissen wird die „Gefahr aus dem Osten“, Feindschaft gegenüber Russland und der VR China propagiert. Aus dem schon vor dem Ersten Weltkrieg verkündeten „Drang nach Osten“ wurde später die „Gefahr aus dem Osten“ konstruiert.
Jetzt, nach der Beseitigung der Sowjetunion, kommt diese als „russische Gefahr“ daher. Der „Osten“ soll also so lange eine „Gefahr“ bilden, bis er zum „Westen“ gemacht werden kann.
Um wirkungsvoll gegen eine solche Politik aufzutreten, bedarf es der Einsicht in die realen Gründe der Kriege. Bert Brecht lässt in „Mutter Courage“ sagen: „Wenn man die Großköpfigen reden hört, führen die Krieg nur aus Gottesfurcht und für alles, was gut und schön ist. Aber wenn man genauer hinsieht, sinds nicht so blöd, sondern führen die Kriege für Gewinn“.
Das ist eine der wichtigsten Lehren aus den zurückliegenden Kämpfen!
Deshalb: Lasst uns unseren antiimperialistischen Kampf, unseren Kampf für Frieden und Sicherheit der Völker gemeinsam und solidarisch führen, damit er erfolgreich werden kann.
Freundschaft mit Russland und China ist eine unerlässliche Bedingung hierfür!