Koloniales Denken und Handeln – das ist keine Erscheinung der Vergangenheit, zu deren Verurteilung es reicht, Straßen umzubenennen und Denkmäler zu entfernen. Trumps 20-Punkte-Plan zu Gaza ist ein geradezu klassisches Beispiel des Kolonialismus. Die „Wilden“ in Gaza gelten für Trump und seine Verbündeten in der Region offenbar als nicht in der Lage, sich selbst zu regieren.
Israel hat alles getan, um Gaza zu zerstören. Nach zehntausenden Toten, nach den Bomben auf Zivilisten und Krankenhäuser; nachdem selbst Hilfesuchende erschossen wurden, nachdem Kinder so verletzt werden, dass ihnen – unter primitivsten Bedingungen – Arme und Beine amputiert werden müssen: Jetzt soll nicht etwa der Gewalttäter Israel, sondern Gaza unter Vormundschaft gestellt werden? Und alle jubeln Hosianna?
Der US-Präsident will an der Spitze der Verwaltung einen Rat der weißen Herren haben. Trump als Statthalter seiner selbst, sitzend zu seiner Rechten Tony Blair, Kriegstreiber par excellence – nachdem er wirksam dazu beigetragen hatte, den Irak zu zerstören, mehrt er seine Einkünfte als Berater für den Frieden im Nahen Osten, aktuell als Berater für Donald Trump und Jared Kushner.
Der erste Punkt auf Trumps Liste betrifft ein Entradikalisierungs-Programm. Unter Punkt 13 heißt es, Gaza soll entwaffnet werden – ganz im Sinne der Kolonialherren. Aber wer entwaffnet und entradikalisiert Israel? Schließlich ist es das israelische Militär, das Zivilisten in Gaza tötet. Es gibt wenige imponierende Ausnahmen, Soldaten, die sich diesem Morden verweigern und dafür bestraft werden.
Und es sind radikale Siedler, die palästinensisches Eigentum zerstören, Palästinenser vertreiben oder gar ermorden. Auch hier gibt es rühmliche Ausnahmen, Israelis, die sich den Siedlern aktiv in den Weg stellen.
Und schließlich Minister Itamar Ben-Gvir, der mit seinem Auftritt gegenüber den entführten Teilnehmern der Hilfsflotte für Gaza das hässliche Gesicht des Faschismus offenbarte.
Wie Pakistans Regierung mitteilte, hat Israel nachträglich bedeutende Veränderungen an Trumps Plan durchgesetzt. Dennoch hat Hamas einem Teil von Trumps Forderungen zugestimmt und damit den Verhandlungsprozess vorangebracht. Alles weitere wollen die palästinensischen Organisationen in Gaza und darüber hinaus zunächst unter sich klären – ohne die Einwirkung der Kolonialherren.