Kultursplitter

Vom Nutzen
Ein Irrtum, dem viele Nutzer von E-Books unterliegen: Im Gegensatz zu gedruckten Büchern, die man nach dem Kauf gelesen oder ungelesen weiterverkaufen darf, gilt das nicht für „gebrauchte“ digitale Bücher. Es gab schon mehrere Klagen gegen diese Verletzung der Urheberrechts, nun hat auch der Europäische Gerichtshof deutlich gemacht, dass dieser Gebrauchtwarenhandel über Online-Plattformen nicht zulässig ist. Wer ein „digitales Buch“ erwirbt, hat nur ein Nutzungsrecht für sein eigenes Lesegerät, sei es der Kindle von amazon, der Tolino von Thalia oder ein sonstiges Gerät. Die Praxis, elektronisch Gelesenes über diverse technische Möglichkeiten an Dritte weiterzuleiten und dabei Umsatz zu generieren, geht also nicht. Das Urheberrecht, immer dem Künstler zugeordnet, kann nicht abgetreten werden, das abgeleitete Verlagsrecht geht vom Urheber aus und kann durch fremde Nutzung nicht ausgehebelt werden. Die Spruchpraxis deutscher Gerichte und nun auch des EuGH schiebt dem einen Riegel vor, vielleicht einer der Gründe, warum der Verkauf von E-Books rückläufig ist, der Umsatz mit neuen Lesegeräten ist fast eingebrochen. Noch ein Irrtum: Lesen kann man die erworbenen E-Books so lange, wie das Gerät funktioniert, kommt eine neue „Generation“ auf den Markt, klappt es oft nicht mit dem Überspielen. Die Speicherkapazität ist zwar groß, wer aber viel auf diese Art lesen möchte, muss durch Löschen Platz schaffen. Das Problem kennt man auch bei Bücherregalen, ist aber da meist besser zu lösen.

Vom Konsum
Der Einzelhandel in Deutschland lebt von den beiden letzten Monaten des Jahres. Für den Endspurt des gerade abgelaufenen Jahres 2019 erwartet man ein Plus von 3 Prozent und kommt auf über 100 Milliarden Euro Umsatz. Loriots schöner Spruch „Früher war mehr Lametta“ ist laut einem Gerichtsurteil nicht geschützt. Ein T-Shirt-Produzent wollte den Opa-Hoppenstedt-Satz aufdrucken, die Klage der Erben wurde abgewiesen, der Spruch sei kein eigenständiges Kunstwerk. Nebenbei stimmt er auch nicht. Die Haushalte im Land haben für dieses seltsame Fest 12 Prozent mehr Christbaumkugeln, Lametta und andere Weihnachtsartikel gekauft als im Vorjahr. Macht die stolze Summe von über 145 Millionen Euro aus, die für den „Baumschmuck“ ausgegeben wurde. Das meiste dieses Glitzerzeugs kommt aus China (72 Prozent). Dafür ging der Export an Weihnachtsbäumen zurück. Nur noch 720.000 durften nicht weiter wachsen, besonders in die Niederlande gehen über 200.000 dieser Pflanzen. Forstwirtschaft und Baumschulen aus NRW machen den überwiegenden Teil dieses Exports unter sich aus.

Vom Widerständigen
Reiner Kotulla, ein Berliner Schriftsteller mit einer ganzen Reihe von Romanen und Erzählungen, hat ein neues Taschenbuch publiziert. Unter dem Titel „Dagebliebene“ schreibt er über Menschen, die bewusst und gewollt in der DDR lebten und die sich bis heute nicht mit den Diffamierungen abfinden wollen, sie hätten in einem „Unrechtsstaat“ gelebt. Die Delegitimierung ihres Lebens nehmen sie nicht widerspruchlos hin, sie sprechen über schwieriges, aber sinnvolles Leben in diesem Land. Diese „Erzählungen zum verdeckten Krieg gegen die DDR“ arbeiten mit vielen Stilmitteln, um die Protagonisten näher zu bringen. Sie laden den Leser ein, das eigene Geschichtsbild entweder zu korrigieren oder – besser noch – die persönliche Haltung und Einstellung zu bekräftigen. Der Autor selbst sagt: „Die Erzählungen sollen Geschichte anschaulich machen, konkret und verständlich.“ Das Taschenbuch mit seinen 240 Seiten kostet 14,99 Euro und ist im Buch- und Versandhandel erhältlich.

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Über den Autor

Herbert Becker (Jahrgang 1949) hat sein ganzes Berufsleben in der Buchwirtschaft verbracht. Seit 2016 schreibt er für die UZ, seit 2017 ist es Redakteur für das Kulturressort.

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"Kultursplitter", UZ vom 3. Januar 2020



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