Künstlerinnen und Künstler für Frieden – Auftritte und Aktionen in 13 Städten

Mutmachender Auftakt

Am 14. Juni traten in 13 deutschen Städten Künstlerinnen und Künstler unter der Losung „Die Waffen nieder – Nein zum Krieg!“ öffentlich in Aktion, um ein Zeichen für Frieden zu setzen.

Der erste Aufruf, der bereits im Januar formuliert worden war, gab die Richtung für das Ereignis vor. Der politische Rahmen war so umrissen: „Für diplomatische Lösungen der aktuellen Kriege. Keine Waffen, keine deutschen Taurus in Kriegsgebiete. Keine Stationierung von Mittelstrecken- und Hyperschallraketen in unserem Land.“ Und zum Profil der Auftritte hieß es: „Wir stellen uns vor, dass Künstlerinnen und Künstler mit ihren Mitteln Kunstaktionen im öffentlichen Raum durchführen. Musik, Theater, Transparente, Plakate, Tanz, Malaktionen, Ausstellungen, Lesungen – an möglichst vielen Orten in Deutschland zur gleichen Zeit, dort wo viele Menschen unterwegs sind! Die Aktionen dürfen ruhig erschüttern und aufrütteln! Lasst uns sichtbar werden!“

Und der Aktionstag hat tatsächlich stattgefunden. Es ist unseres Erachtens das erste Mal, dass Kunstschaffende sich dergestalt zu einer politischen Manifestation bundesweit vernetzt haben. Damit haben sie es geschafft, ihren Protest und Widerstand gegen Krieg und Kriegspolitik, ihr Engagement für Frieden, auf einer ästhetischen Ebene in der Öffentlichkeit zu artikulieren und in ungewöhnlicher und durchaus Aufsehen erregender Form zum Ausdruck zu bringen.

Die Beteiligten griffen dabei, wie im Aufruf aufgefordert, auf ihre besonderen künstlerischen Fähigkeiten zurück, sei es als darstellende oder bildende Künstler, als Literaten oder Musiker. So lieferte der Aktionstag einen bunten Strauß sehr unterschiedlicher Auftritte und Events, etwa in Form von bildnerisch gestalteten Beiträgen, Performances (teilweise mit interaktiven Elementen), Lesungen, Tanz und musikalischen Darbietungen. Auch eine Konzertreihe der von dem Komponisten Johannes Marks geleiteten Sinfonia Westfalen mit Texten und Liedern von Brecht, Eisler, Weill und Dessau schloss sich dem Aktionstag an, wenngleich aus technischen Gründen terminmäßig um den 14. Juni herum.

Der 14. Juni war festgelegt worden, weil das Geburtsdatum der Pazifistin und Friedenskämpferin Bertha von Suttner den Bezugspunkt für den Aktionstag bilden sollte. Sie wurde am 9. Juni 1843 in Prag geboren. Der 9. Juni fiel dieses Jahr auf den Pfingstmontag und wurde beim Festival für Musik in Rheinsberg (Mark) mit einem Konzert unter dem Titel „Die Waffen nieder!“ gefeiert, bei dem unter anderem Tino Eisbrenner auftrat.

Lesern, die sich ein konkretes und lebendiges Bild von den verschiedenen Auftritten verschaffen wollen, sei ein Blick auf unsere Webseite empfohlen.

Wie war diese bundesweite Friedensbekundung von Künstlerinnen und Künstlern möglich geworden? Die Initiative war im vergangenen Winter von einer kleinen Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern in Zusammenarbeit mit dem Frauenmuseum in Bonn ausgegangen, die in der Friedensbewegung aktiv sind. Den Aktionstag mit dem Geburtsdatum der berühmten Pazifistin und Friedenskämpferin Bertha von Suttner zu verknüpfen war einfach naheliegend. So wurden in den entsprechenden Aufrufen die immer noch aktuellen Worte Bertha Suttners aus dem Jahr 1891 zitiert: „Darum ist es nothwendig, daß überall dort, wo Friedensanhänger existieren, dieselben auch öffentlich als solche sich bekennen und nach Maßstab ihrer Kräfte an dem Werke mitwirken.“

Das Vorhaben der Mobilisierung von Kunstschaffenden für eine gemeinsame politische Manifestation erwies sich, wie sich dann herausstellte, als nicht so einfach. Das mag neben andere Gründen auch an dem heutigen immens vergifteten gesellschaftliche Klima liegen: Diffamierung von allem, was mit Pazifismus und Friedensbewegung zu tun hat; das Land überzogen von nahezu totalitärer Kriegspropaganda und Russophobie. Gewiss spielt auch die Besonderheit des Künstlerdaseins in dieser kapitalistischen, vom Neoliberalismus geprägten Gesellschaft, eine Rolle.

Angesichts solcher Gegebenheiten und der bescheidenen Kräfte der Initiatorengruppe und ihrer begrenzten Mittel darf der Aktionstag durchaus als Erfolg gewertet werden. Die Beteiligten betrachten ihn als einen ersten Aufschlag, denn beim 14. Juni 2025 soll es nicht bleiben. Sie haben dabei einiges gelernt und wertvolle, spannende Erfahrungen gemacht. Spaß und Freude waren auch beteiligt. Sie sind sich einig darin, im nächsten Jahr erneut anzutreten. Dann – das sollte durchaus im Bereich des Möglichen sein – will man es schaffen, mit deutlich mehr Schauplätzen und einer weitaus größeren Zahl von Künstlerinnen und Künstlern anzutreten.

Ein jährlicher Bertha-von-Suttner Aktionstag soll zu einer festen Größe im Kampf für den Frieden werden. Aber auch andere Anlässe liegen durchaus im Bereich des Möglichen wie der Antikriegstag, Weihnachten – das Fest des Friedens, der Tag der Befreiung. Diskussion und Planung sind in vollem Gange.

Für die Initiatoren: Hanfried Brenner, Christiane Pacyna-Friese, Marianne Pitzen, Jane Zahn

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"Mutmachender Auftakt", UZ vom 18. Juli 2025



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